Viele Vereine klagen. Ihnen fehle es an Nachwuchs, die jungen Leute scheuten sich, Verpflichtungen einzugehen, verbindlich mitzuarbeiten. Das mag so sein, aber es geht auch anders. Jemand, der sich besonders stark einsetzt für seine Heimat, die er sehr schätzt, ist Jannik Nagel aus Wietersheim. Der 22-Jährige trägt bereits jetzt erstaunlich viel Verantwortung. Was treibt ihn an?
Was bedeutet Ihnen das Wort Heimat?
Heimat ist für mich, wenn ich zum Beispiel am Schloss Petershagen vorbeifahre. Aber es ist viel mehr als nur die Gegend, sehr stark verbinde ich das Wort auch mit meinen Freunden oder mit meinen Eltern. Für mich ist klar, dass ich gerne hier bleiben möchte, in der Gegend, in der ich großgeworden bin.
Ist die Zuneigung zur Heimat auch ein Grund für Ihren überdurchschnittlichen Einsatz?
Auf jeden Fall. Der Kindergarten riecht noch genau wie damals und das ist für mich ein gutes Gefühl. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass so etwas wie Kindergärten oder Spielplätze bleiben, dass meine Kinder sie vielleicht eines Tages auch besuchen können. Mir geht es darum, die Gegend zu stärken und positiv zu gestalten.
Sie sind Ortsunionsvorsitzender der CDU in Wietersheim und Stadtverbandsvorsitzender der Jungen Union in Petershagen. Warum die Entscheidung für die Christdemokraten?
Ich habe festgestellt, dass ich eher ein konservativer Typ bin. In dem Sinne, dass ich lieber einen als zwei Schritte nach vorne gehe. Mir ist es wichtig, ein gutes und stabiles Ergebnis hinzubekommen bei allen Dingen, die ich anpacke. Das ist mir sehr viel lieber als wenn man vorprescht und am Ende kräftig zurückrudern muss, weil man auf der Strecke einiges vergessen hat. In der Partei habe ich mich immer wohl gefühlt, hatte immer den Eindruck, mich dort einbringen zu können. Niemand hat wegen meines Alters auf mich herabgeschaut. Das hat mich beeindruckt. Am Ende ist mir aber immer der Mensch wichtiger als die Partei. In erster Linie muss der Mensch passen, nicht die Partei.
Werden Sie auch in der Kommunalpolitik aktiv werden?
Das bin ich bereits. Im Ausschuss Jugend und Soziales der Stadt Petershagen bin ich Sachkundiger Bürger und dadurch auch Mitglied in der erweiterten CDU-Fraktion. So kann ich mich schon einmal mit der Ratsarbeit vertraut machen aus etwas größerer Distanz. 2020 bei der Stadtratswahl anzutreten, das könnte ich mir gut vorstellen.
Wo wirken Sie noch mit?
Ich bin Mitglied in der Kulturgemeinschaft und seit April auch im Gemeindekirchenratsvorstand. Die Kulturgemeinschaft setzt sich für die Gestaltung und den Erhalt des Ortes ein. Mich motiviert, gemeinsam mit anderen eine Sache zu betrachten, sich eine Lösung zu überlegen und am Ende zu sehen, dass das Ergebnis besser ist als die Situation zuvor. In den Kirchenratsvorstand möchte ich gerne jüngere Ideen einbringen und könnte mir gut vorstellen, planerisch an der Gestaltung der Jugendarbeit mitzuwirken.
Haben Sie manchmal Bedenken, ob Sie alle Ihre Aufgaben noch schaffen können neben dem Beruf?
Zeitlich ist das noch drin. Andere machen Sport, ich selbst bin nicht so sportlich und sehe das als mein Hobby an. Ich lerne gerne Leute kennen und arbeite gerne mit Menschen zusammen. Wahrscheinlich auch deshalb bin ich jahrelang Schülersprecher gewesen. Aber es stimmt schon, mit Posten bin ich inzwischen gut eingedeckt. Ein Anliegen, das mir besonders wichtig ist, habe ich aber noch: Schülern kommunalpolitische Abläufe zu vermitteln. Gar nicht in Richtung Parteipolitik, sondern um klar zu machen, was da eigentlich in einem Rathaus und in der Kommunalpolitik vor sich geht und warum das für die Menschen vor Ort nicht egal, sondern entscheidend ist. Da sehe ich Bedarf.
Von Benjamin Piel, Chefredakteur