Das „Projekt 2014“ schreitet voran. Der Umbau der Redaktion ist abgeschlossen, am neuen Druckzentrum wurde Richtfest gefeiert. Die technische und organisatorische Neuausrichtung von Redaktion und Verlagsabteilungen wird weiter vorangetrieben. Parallel arbeitet nach vorbereitenden Arbeitssitzungen der Redaktionsressorts und Verlagsabteilungen eine gemischte Projektgruppe unter Leitung von Chefredaktion und Verlagsleitung intensiv an der inhaltlichen und optischen Weiterentwicklung des Mindener Tageblatts.
Eine wichtige Grundlage dabei: die im Frühjahrüber Zeitung und Internet erfolgte Leserbefragung, an der sich 866 Leserinnen und Leser beteiligten. Gleichzeitig fanden mehrere intensive Gruppendiskussionen mit unterschiedlich zusammengesetzten Lesergruppen statt.
Was erwarten die Leserinnen und Leser von Ihrem MT in Bezug auf Inhalte, Struktur und Optik? Rückmeldungen zu diesen Fragen erhalten Verlag und Redaktion immer wieder über vielfältige persönliche Kontakte bei unterschiedlichsten Gelegenheiten sowie durch Zusendung von Lesermeinungen. Diese Rückmeldungen führen zu einem kontinuierlichen Prozess der Veränderung der Zeitung. Das geschieht sehr häufig im Kleinen, ohne weitere Ankündigung. Schon etwas größere Ausmaße hat ein von Zeit zu Zeit vorgenommener „Rebrush“ (englisch: neu ausrichten, nachmalen), zuletzt passierte das beim MT im Jahr 2007.
Darüber hinaus, in einem längerfristigen Turnus, erfolgt auch bei Zeitungen von Zeit zu Zeit ein großer „Relaunch“ (engl. Neustart) bei dem das gesamte Produkt umfangreich hinterfragt und auf den Prüfstand gebracht wird. Dabei fließen neue technische Möglichkeiten, demographische Entwicklungen und allgemeine Veränderungen der Leserschaft sowie der Lesegewohnheiten ebenso ein wie die Ergebnisse von groß angelegten Leserbefragungen. So ist auch die im Frühjahr dieses Jahres durchgeführte umfangreiche Leserbefragung seitens dieser Zeitung Basis für den anstehenden Relaunch. Hier einige Ergebnisse aus der Auswertung der Befragung, mit denen sich die Projektgruppe intensiv auseinandersetzt:
- Lokales an erster Stelle
Die Leserinnen und Leser sind sich einig: Berichterstattung zu lokalen Schwerpunktthemen, zum Beispiel zur Stadt- oder Schulentwicklung, sind für sie sehr wichtiger Lesestoff. Genau 85,5 Prozent derer, die sich zur Frage nach dem Interesse an den Rubriken der lokalen Berichterstattung geäußert haben, machten diese Themen zur Top-Antwort. Dicht gefolgt – und oft genug in direkter Verbindung stehend beim Leseinteresse – die lokale Politik (80,7 %) vor der allgemeinen lokalen Berichterstattung zu Ereignissen, wie Unfällen, Bränden oder Straßensperrungen (75,3%).
Dass die Leserinnen und Leser den Begriff Lokales gerne etwas weiter gefasst sehen möchten, geht aus den Antworten auf die Frage „Gibt es redaktionelle Inhalte, die Sie im MT vermissen?“ hervor. Hier gaben die Teilnehmer ein eindeutiges Votum ab, die Berichterstattung auf Kreisebene auszuweiten, also zum Beispiel mehr Meldungen aus Bad Oeynhausen oder Lübbecke einzubeziehen. Und auch die östliche und südöstliche Kreisgrenze, also die Bereiche Bückeburg, Stadthagen und Rinteln stehen im Interesse der Leserinnen und Leser: „Nachrichten aus dem benachbarten Niedersachsen“ werden erbeten.
Auch bei der überregionalen Berichterstattung aus Deutschland und der Welt gab es klare Sieger: Politik (74,7%), Wirtschaft (59,7%) und Vermischtes aus aller Welt (46,2%) erhielten vorrangig das Prädikat „sehr wichtig“ in der Lesergunst. Übrigens auch für die tägliche Wettervorhersage gab´s bei jedem zweiten der Teilnehmer (51,1%) das Kreuz bei der Antwort „sehr wichtig“.
In Sachen politischer Berichterstattung zeigte sich bei dieser Befragung im Übrigen etwas, dass schon bei frühere Befragungen und auch über Lesermeinungen per Leserbrief immer wieder deutlich wurde und wird: Die Kritik bezüglich einer vermeintlich parteipolitisch gefärbten Berichterstattung im Mindener Tageblatt hält sich die Waage. Soll heißen, dass es über die Gesamtzahl der Anmerkungen in der Befragung und auch übers Jahr gesehen bei der Blattkritik ungefähr gleich viele „Beschwerden“ aus allen politische Richtungen gibt. Für die Chefredaktion auch ein Indiz für eine in der Summe unabhängige, überparteiliche Berichterstattung.
Ein weiterer Kritikpunkt in Sachen Politik betrifft die Struktur des Blatts. Hier wurde mehrfach die Meinung geäußert, dass die Trennung der Berichterstattung zur überregionalen Politik auf Seite 2 und im dritten Zeitungsteil (auch Produkt/Buch genannt) des Mindener Tageblatts unglücklich ist und eine Zusammenlegung sinnvoll wäre.
Ordnung in der Zeitung ist überhaupt ein Thema, dass auf vielen Fragebögen als wichtiger Punkt erachtet wird. Dies wurde bereits sehr umfangreich im Kreise der den Relaunch vorbereitenden Projektgruppe diskutiert. Technische Möglichkeiten der neuen Zeitungsrotation lassen hier künftig auch vielfältigere Möglichkeiten der Trennung in separate Zeitungteile („Bücher“) zu.
- Sport spaltet die Leser
„Mehr Sportnachrichten (lokal + regional) wären cool, auch Randsportarten“, eine klare Aussage einer Teilnehmerin oder eines Teilnehmers bei der offenen Frage am Ende des Fragebogens, bei der nach Herzenswunsch gefordert, gelobt und gemeckert werden durfte. Dem entgegen steht der Vermerk auf einem anderen Teilnahmebogen: „Das halbe MT kann man montags gleich wegen des endlosen uninteressanten Lokalsports in den Papierkorb werfen.“ Ein gutes Beispiel, das zeigt, dass eine lokale Tageszeitung wie das Mindener Tageblatt immer wieder den Mittelweg finden muss, alle Leseinteressen zu bedienen. Und das auch unabhängig von der qualitativen Bewertung seitens der Leser. Denn ginge es nach Schulnoten, die von den Teilnehmern der Befragung ebenfalls vergeben wurden, wäre die Sportberichterstattung mit 19,5 Prozent Note 1 und 44,1 Prozent Note 2 Klassenprimus.
- Format soll beibehalten werden
Die mehr als 80 Seiten starke Auswertung der Fragebögen und die Ergebnisse mehrerer ebenfalls im Frühjahr stattgefundenen Gruppen-Interviews mit Abonnenten und Nicht-Abonnenten werden in den aktuellen Arbeitsgruppen zum Relaunch des Mindener Tageblatts immer wieder zu Rate gezogen, um bei den Diskussionen eine gewichtige Meinung, nämlich die der Leserinnen und Leser, in die Weichenstellung einfließen zu lassen. Dabei werden natürlich auch Anregungen zu Struktur und Optik der Zeitung beachtet. Bei all den Veränderungen, die das Mindener Tageblatt nach erfolgreichem „Neustart“ im Laufe des kommenden Jahres erfahren wird, ist schon jetzt klar, das einem vielfach geäußertem Wunsch in jedem Fall Rechnung getragen wird: „Das Format beibehalten, sehr handlich.“ So wird es kommen, alles andere wird derzeit in den kommenden Monaten im „Projekt 2014“ erarbeitet.
Autor: Frank Sommer, Leiter Vertriebsmarketing