Wie Sportredakteur Cord Heine seinen ganz persönlichen Lebenstraum realisierte
Das Olympische Fieber hat Vancouver und ganz Kanada erfasst. „Spätestens, als am 30. Oktober das Olympische Feuer aus Griechenland per Fackel in Victoria eintraf, gab es für die Einheimischen fast kein anderes Gesprächsthema mehr. Seitdem wurde die Euphorie ständig größer. Das spürte man überall“, erzählt Cord Heine. Er selbst jedoch war schon viel eher vom „Olympia-Virus“ infiziert.
Als der gebürtige Petershäger und ehemalige Sportredakteur des Mindener Tageblattes am 31. Oktober 2004 in Richtung Kanada aufbrach, um in Victoria, der Hauptstadt der Provinz British Columbia, einen neuen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt zu finden, hatte er sich bereits seit langem auf die Fahne geschrieben: 2010 will ich bei den Olympischen Spielen in Vancouver mitarbeiten, egal wie. Volunteer, Taxifahrer, Reiseführer: All das waren damals denkbare Jobs, um das Flair von der großen Sportfamilie hautnah mitzubekommen. Am liebsten wollte er jedoch in seinem bis dato gewohnten Metier, dem Journalismus, teilhaben am größten Sport-Spektakel der Welt.
Keine sechs Jahre später ist Heines Lebenstraum längst pure Wirklichkeit. Bereits seit mehr als einem Jahr erzählt er den Menschen in der großen weiten Welt als Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) Geschichten über Vancouver. Vom Olympia-Budget über Kriminalität, Armut und Verkehrsproblemen reicht die Spannweite seiner Themen.
In Hamburg gelingt der große Wurf
„Als ich bei einem Heimaturlaub im Mai 2008 einen Abstecher nach Hamburg machte und dabei in der Hamburger DPA-Zentrale beim neuen Sportchef Sven Busch meine Wünsche vorbrachte, bekam ich gleich ein positives Feedback“, berichtet Heine, dass die Agentur gern einen Kanada-Experten in ihrem Team sehen würde, der mit „Human-Interest-Geschichten“ einen Einblick in das Leben der Leute abseits der Wettkampfstätten und des großen Sports verschafft. Der Fuß war in der Tür.
Für Heine, der sich nach diversen Jobs mittlerweile bis zum europäischen Kundendienst-Betreuer einer Foto-Software-Firma hochgearbeitet hatte, begann erneut ein neuer Abschnitt. Ob Geschichten auf Vorschlag oder Bestellung, die unterschiedlichsten Themenkomplexe wurden abgegrast, druckreif produziert und in Hamburg für „sehr interessant für das deutsche Publikum“ empfunden.
Als Heine dann die E-Mail Sven Buschs mit der bestätigten Voll-Akkreditierung für die Winterspiele mit Zutritt zu allen Wettkampfstätten erreicht, haben sich fünf Jahre zielstrebige Arbeit und nicht zuletzt der feste Glaube an das Mögliche tatsächlich ausgezahlt.
An eine Freistellung seines Arbeitgebers für die 16 Tage des sportlichen Treibens war jedoch nicht zu denken. Dieser wollte in Bezug auf Herzenswünsche anderer Mitarbeiter keinen Präzedenzfall schaffen. Heine blieb laut eigener Auskunft nichts anderes übrig, als den gut bezahlten Job zu kündigen, um das nun so greifbar nahe Lebensziel nicht in letzter Sekunde doch noch aus den Augen zu verlieren.
„Ich bleibe doch nicht fünf Meter vor der Ziellinie stehen, wenn ich dafür mehr als fünf Jahre Anlauf genommen habe“, schmiss Heine kurzerhand den Job und ist seitdem nur noch in Sachen Leserbefriedigung unterwegs.
Zum vollkommenen Glück fehlt nur der Schnee
„Allerdings bin ich auch schon kurz nach der Kündigung von der Firma angeschrieben worden, dass ich mich nach Olympia wieder auf meinen vorherigen Posten bewerben kann und sie mich gerne nehmen wollen. So skurril ist das alles“, berichtet der seit 2006 auch glücklich mit einer ehemaligen MT-Kollegin verheiratete Nordamerika-Fan. Nun wird Heine erst einmal eine Woche aus Whistler, wo die Außenwettbewerbe der Spiele stattfinden, und dann eine Woche aus Vancouver seine Eindrücke von Olympia vermitteln. „Wir haben Olympia, ihr aber in Deutschland momentan das eher passende Wetter dazu“, hofft Heine, dass sich „zu den zahlreichen prominenten Sportlern, die man durch die Straßen schlendern sieht“, auch die sehnlichst erwartete weiße Pracht gesellt, um das Olympische Glück in allen Facetten perfekt zu machen.
Für das Mindener Tageblatt liefert Cord Heine während der Winterspiele täglich in der Kolumne „Cords Crazy Canucks“ (Cords verrückte Kanadier) ebenso lustige wie wissenswerte Neuigkeiten und Anekdoten aus dem Gastgeberland Kanada
Autor: Thomas Kühlmann, Sportredaktion