Ich war neulich bei einer Talkshow – dienstlich. Sie wissen, das sind Gesprächsrunden von wichtigen oder wichtig zu sein glaubenden Menschen. Alle reden durcheinander, und am Ende merkt der Zuhörende, dass es weder ihn noch die Sache irgendwie weiter gebracht hat. Das war hier auch so. Die Show nannte sich Bauausschusssitzung.
Nur durcheinandergeredet und den Anderen nicht ausreden lassen haben sie nicht, wie das Politiker in Talkshows sonst machen. Aber das waren hier ja auch Feierabendpolitiker. Aber rausgekommen ist nach drei Stunden auch nichts.
Da gab es zuerst ein wichtiges, strittiges Planungsthema, das die Zuhörer brennend interessierte. Sie durften so gar mitreden, an der Show teilnehmen. Aber was sie sagten, schien die wichtigen Leute nicht sehr zu interessieren. Auf ihre Argumente gingen sie nicht ein. Aber manche Talker fragten nach Dingen, die in den Papieren standen, die sie seit einer Woche hatten. Dann war da ein gleichgelagertes Problem. Das hatten die wichtigen Leute schon mehrfach in ihren Talkshows behandelt. Dennoch fühlten sich ein paar nicht richtig informiert und so wurde die Entscheidung vertagt.
Auch das nächste Thema war nicht neu und es gab nichts Neues dazu. Es ging um den richtigen Platz für ein großes Kino. Das ist schon fast seit den Stummfilmzeiten in Minden im Gespräch, während Nachbarstädte gehandelt haben und Minden etwas wie Johnny Depp aus der Wäsche schaut. Natürlich kam man auch jetzt nicht weiter, außer altbekannte Meinungen auszutauschen. Was ausgiebig getan wurde.
Weiter, nächstes Talk-Thema. So etwas politisch Wichtiges wie Abschaltung von Verkehrsampeln, um Geld zu sparen. Das hatten einige der wichtigen Leute selbst ins Gespräch gebracht, und die Experten hatten nun Beispiele. Einer aus der Talkrunde hatte sogar Luftbilder machen lassen. Aber so richtig schien das seine Mit-Talker nicht zu interessieren. Nun sahen die Initiatoren, dass ihr Sparvorschlag ein Schuss in den Ofen war. Aber gut, dass man mal öffentlich drüber gesprochen hatte. Über zwei Straßenbaumaßnahmen wurde beschlossen, aber die stehen ohnehin im Ausbauprogramm.
Dann aber hatten die Experten noch eine Überraschung. Zu dem wohl wichtigsten und komplizierten Thema, für das unsere Talk-Politiker gewählt worden sind: Einkaufszentrum zwischen Scharn und Domhof. Hier gab es vier brandneue Vorentwürfe. Wer nun gedacht hätte, das wird jetzt ein wenig erläutert und dann gehen die wichtigen Leute damit nach Hause, arbeiten das durch, bilden sich eine Meinung und sammeln Fragen, der täuschte sich. Einer der Talker wusste schon nach Grobvorstellung der Grobskizzen, welche er favorisiert.
Sehn se, det is Minden: Mal sich richtig ausquatschen bis ins kleinste Detail, sich von Bürgerargumenten nicht beirren lassen und bei den Großprojekten schneller als ein Frühstücksei braucht zu wissen, was Sache ist. Wie hatte selbiger Talker doch kurz zuvor nach fast drei Stunden Talkshow gesagt: „Irgendwann wollen wir mal nach Hause? Die Zuhörer waren da längst gegangen.
In diesem Sinne schönes Wochenende.
Hartmut Nolte, Lokalredaktion