In die Tarifverhandlungen für die rund 14 000 Redakteure bei Tageszeitungen ist Bewegung gekommen. Nach Darstellung des Bundes Deutscher Zeitungsverleger zeichnet sich eine Annäherung der gegenseitigen Standpunkte ab. «Wir gehen davon aus, dass diese konstruktiven Gespräche in Kürze fortgesetzt werden können», sagte der Verhandlungsführer des BDZV, Werner Hundhausen, am Dienstagabend nach mehrstündigen Gesprächen.
«Die heutige Verhandlung hat uns einen wesentlichen Schritt voran gebracht», sagten übereinstimmend die Verhandlungsführer der Gewerkschaften, Matthias von Fintel (Verdi) und Kajo Döhring (GJV). Sie führten den Fortschritt auch auf die Streiks in der Branche zurück. Parallel zu den Verhandlungen hatten am Dienstag Redakteure in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die Arbeit niedergelegt.
Der BDZV hat nach eigenen Angaben eine Laufzeit für den neuen Manteltarifvertrag bis zum 31. Dezember 2013 vorgeschlagen. Der neue Gehaltstarifvertrag soll nach dem Willen der Arbeitgeber 2011 und 2012 je eine Einmalzahlung von 200 Euro vorsehen und 2013 eine Erhöhung der Gehälter um 1,5 Prozent. Diese Tariferhöhung bezeichnet Verdi als unzureichend. Die Gewerkschaften waren mit einer Forderung von vier Prozent mehr Gehalt in die Verhandlungen gegangen. Eine Kündigung der Altersversorgung soll es bis Ende 2013 nicht geben.
In den kommenden beiden Jahren sollen die Einmalzahlungen Urlaubsgeld und Jahresleistung nach Auffassung der Arbeitgeber befristet gekürzt werden können, sofern ein Verlag negative Entwicklungen am Anzeigen- und Vertriebsmarkt nachweist und zugleich zusagt, auf betriebsbedingte Kündigungen für den Zeitraum der in Anspruch genommenen Kürzung zu verzichten. «Hier müssen wir noch die Konditionen genau festlegen, damit es bei Notfalllösungen bleibt», sagte Döhring.
Die von der Arbeitgeberseite angebotenen Tariferhöhungen, die Veränderungen im Gehaltstarifvertrag und bei der Altersversorgung seien nicht befriedigend, aber auch noch nicht ausverhandelt, teilte Verdi mit.
Die Verhandlungen über ein neues Tarifwerk für Berufseinsteiger werden nach BDZV-Angaben zeitlich entkoppelt. Als Eckpunkte schlagen die Zeitungsverleger vor, dass Volontäre im ersten Jahr ein Monatsgehalt von 1700 Euro erhalten, im zweiten Jahr 2000 Euro und Redakteure im ersten Berufsjahr 3000 Euro. Außerdem signalisierte der BDZV nach eigenen Angaben die Bereitschaft, auch für junge Journalisten eine zusätzliche tarifliche Altersversorgung aufbauen zu wollen. (DPA)
Dessen ungeachtet hat Verdi gestern den seit Montag geltenden Streikaufruf für die Zeitungsverlage in Ostwestfalen-Lippe um weitere vier Tage bis Sonntag einschließlich verlängert. Davon ist auch wieder das Mindener Tageblatt betroffen, so dass in den kommenden Tagen möglicherweise mit gewissen Umfangreduzierungen zu rechnen ist. (MT)