Ohne Fleiß kein Preis, Training ist das A und O, oder „üben, üben, üben“. Und was es sonst noch mehr Sprüche zu dieser Lebensweisheit gibt. Wir vergessen mal ganz kurz Gustav Gans, den Glückspilz aus den Micky-Maus-Heften, den solche Sprüche kalt lassen.
Wir wenden uns lieber Donald Duck zu, dem ewig bemühten, dem stets auf die Schnauze fliegenden Pechvogel, dem auch der größte Fleiß nichts nützt. Den, und nie versiegenden Optimismus müsste er mitbringen, wenn er Arbeit sucht.
Diese Aufgabe teilen sich bekanntlich hier die Agentur für Arbeit für diejenigen, die zeitlich noch nicht so lange von ihrer letzten Beschäftigung entfernt sind, dass sie nicht schnell wieder einen Job finden, und der Kreis Minden-Lübbecke für diejenigen, die einen weiteren und schwereren Weg zurück auf den Arbeitsmarkt haben.
Beide Vermittlungsorganisationen setzen voll auf Training. Sehr zur Freude, derer die solche Programme anbieten. Über Mangel an Trainern können sich Kreis und Arbeitsagentur nicht beklagen und offenbar ist sehr viel Geld dafür da.
Uns so wird jeder trainiert, der hier gelandet ist. Bewerbungstraining nennt sich das und ist – nehmen wir es mal sportlich – zum Warmmachen sehr gut geeignet. Es ist jedoch fraglich, ob es viel Sinn macht, einen 62-Jährigen zum mehrwöchigen Bewerbungstraining zu schicken, in dem er lernt, wie eine Bewerbungsmappe aussehen sollte, im Rollenspiel ein Bewerbungsgespräch geprobt wird, er ein paar Grundbegriffe der Computertechnik beigebracht bekommt. Zu Hause hat er keinen PC, aber eine kranke Frau, für die er Betreuung organisieren muss, wenn er seinen Kurs besucht. Ebenso fraglich, ob eine junge Migrantin nicht im Deutschkurs besser aufgehoben wäre, weil sie das Meiste im Bewerbungstraining nicht versteht.
Auch jemand, der zum vierten oder fünften Mal durch die Bewerbungstrainingsmühle (mit Sanktionsdrohung bei Fernbleiben) geschickt wird, wo jedes Mal die Bewerbungsmappe nach anderen Kriterien zusammengestellt wird, wird, wenn er trotzdem nur Absagen auf seinen Trainingsfleiß bekommt, sicher nicht optimistischer den Trainingskurs beenden.
Aber was sollen die Vermittler vor Ort machen, wenn die Bundesarbeitsministerin – mild-mütterlich in die Fernsehkameras lächelnd – die Mittel für diejenigen zusammenstreicht, die so weit weg vom Arbeitsmarkt sind, dass sie dort nie ankommen werden? Denen man also dort, wo sie sind, helfen muss, um sie wenigstens eine kleine Etappe weiter zu bringen oder ihnen mindestens ein Selbstwertgefühl durch sinnvolle Beschäftigung geben muss, statt sie für ein Spiel zu trainieren, bei dem sie nie eingesetzt werden. Sie sind eben nicht Gustav Gans oder Onkel Dagobert, sondern Donald Duck.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte