Erneut haben die Gewerkschaften DJV und Verdi zu einem ganztägigen Warnstreik der Tageszeitungsredakteure in Ostwestfalen-Lippe aufgerufen. Parallel traten zeitweise zudem Drucker und Verlagsangestellte in den befristeten Ausstand. Auch das „Mindener Tageblatt“ wurde einmal mehr wie „Neue Westfälische“, „Westfalen-Blatt“, „Lippische Landeszeitung“, „Haller Kreisblatt“ und „Die Glocke“ von diesen Arbeitskampfmaßnahmen getroffen. Die Samstag-Ausgabe des MT wird deshalb in Teilen anders als ursprünglich geplant erscheinen müssen.
Rund 250 Journalisten und weitere Verlagsmit- arbeiter folgten laut Angaben ihrer Ar- beitnehmerorgani- sationen dem Aufruf, versammel- ten sich in Bielefeld und zogen in einem Demonstrationszug durch die Innen- stadt. Dort sprachen unter anderen die DJV-Bundesvorsitzende Ulrike Kaiser und der DJV-Landesvorsitzende Helmut Dahlmann zu ihnen. Am Tag zuvor waren die Tageszeitungen im Rheinland und dem Ruhrgebiet bestreikt worden.
Im seit Monaten ungelösten Tarifkonflikt zwischen Journalisten und Verlegern treten die gegnerischen Parteien derzeit auf der Stelle, nachdem die letzten Verhandlungen am 4. Mai in Dortmund ergebnislos abgebrochen worden waren. Seither versuchen die Gewerkschaften mit bundesweit rollierenden Arbeitskampfmaßnahmen Druck auf die Arbeitgeber auszuüben.
Für beide Seiten geht es um Grundsätzlicheres als die ebenfalls auf der Tagesordnung stehende Forderung nach höheren Bezügen. So fordern die Verleger mit Hinweis auf die seit Jahren anhaltenden Auflagenrückgänge sowie zunehmende Einbußen im Anzeigengeschäft tarifliche Einschnitte, unter anderem beim Urlaubsgeld. Vor allem aber wollen Sie einen völlig neuen Tarifvertrag für Berufseinsteiger durchsetzen mit deutlich abgesenkten Standards etwa bei der berufseigenen zusätzlichen Altersversorgung. Das sehen die Journalistengewerkschaften als „Dumping-Tarifvertrag“ und „Abwertung des Berufsstandes“ und lehnen Verhandlungen darüber grundsätzlich ab.
Das MT war im Zuge dieses Tarifkonflikts mit der gestrigen Aktion bereits das vierte Mal von Redakteuren bestreikt worden. Im sich zeitgleich zuspitzenden Tarifkonflikt in der Druckindustrie geht es ebenfalls um grundsätzliche Fragen. Auch hier versuchen die Arbeitgeber aus Gründen steigenden Kostendrucks Abstriche von bisherigen Tarifstandards zu erreichen. Den bisher schon zwei Warnstreikmaßnahmen beim MT auch an dieser Front dürften wohl ebenfalls weitere folgen.