Jana Sasse ist die Kreisgeschäftsführerin der Grünen in Minden-Lübbecke und hat 2017 für den Bundestag kandidiert. Die 23-jährige Studentinglaubt daran, dass es besser ist, für etwas als gegen etwas zu sein. Sie nimmt wahr, dass das Erstarken der Alternative für Deutschland (AfD) dazu geführt hat, dass wieder mehr junge Menschen politisiert sind.
Die Grünen, das waren mal die jungen Wilden. Heute ist es eine Partei, die angekommen ist in der Mitte der Gesellschaft. Manche meinen, die Partei sei angepasst, stromlinienförmig und wirtschaftsnah. Kann eine Nachwuchsorganisation wie die Grüne Jugend daran überhaupt etwas ändern?
Die Grüne Jugend hat junge Köpfe und neue Ideen. Es treten wieder mehr junge Leute in die Partei ein. In diesem Jahr sind es schon so viele wie im ganzen vergangenen Jahr- zwischen 15 und 20 im Kreis. „Ich muss jetzt was tun, ich kann der AfD nicht nur einfach zuschauen“, das höre ich von Neu-Mitgliedern immer wieder. Unsere komplett eigenständige Organisation zeigt klare Kante. Wir müssen ran, noch mehr Leute für die Grüne Jugend zu gewinnen. In den Gremien auf Kreiseben sind einige Ältere, früher oder später braucht es jüngere politische Vertreter. Wir müssen uns den Steinen stellen, die uns in den Weg gelegt werden,müssen ein Funke sein für die Grünen.
Springt dieser Funke denn über?
Durchaus. Mir gefällt jemand wie Robert Habeck (seit Januar Bundesvorsitzender der Grünen, Anmerkung der Redaktion). Er steht für Weltoffenheit, Toleranz gegenüber anders lebenden und liebenden Menschen. Er spricht aus, was er denkt. Solche Leute braucht es.
Wo sehen Sie Ihre eigenen politischen Schwerpunkte?
Wir müssen uns mit den übrigen demokratischen Parteien zusammentun gegen rechte Kräfte. Wenn wir uns untereinander auch noch streiten, dann haben wir ein großes Problem. Es liegt mir daran, mehr Öffentlichkeit herzustellen, mehr auf Demos aktiv zu sein, zurück zur aktivistischen Wurzel zu gehen. Man darf nicht vergessen,dass auch so etwas wie das AntiAtom-Thema noch lange nicht durch ist. Das Atomkraftwerk im belgischen Tihange ist keine 60 Kilometer von Aachen entfernt.
Was tun Sie, damit junge Leute die Grüne Jugend wahrnehmen oder sogar attraktiv finden?
Wir wollen Neumitgliedertage veranstalten. Wir sind noch so wie in den 80ern, das ist eine wichtige Botschaft. Es ist noch Luft nach oben, klar. Mir ist es wichtig, nicht in erster Linie gegen etwas, sondern für etwas zu stehen: für Inklusion oder Toleranz. Klar bin ich gegen die AfD, aber ich möchte die Energie, die ich habe, lieber für etwas einsetzen. Alles andere finde ich einfach nur anstrengend.
Von Benjamin Piel, Chefredakteur