Eigentlich könnte das Leben so einfach sein. Da wird ein zauberhafter Konzertabend zum Auftakt des neuen Jahres in der Mindener Stadthalle veranstaltet. Ein an diesem Abend zweifelsohne zauberhaftes Orchester verzaubert das Publikum – und plötzlich macht der böse Zauber die Runde. Der hat den ganz einfachen Namen „Parken“ und ist so etwas von intensiv, dass er dem ganzen schönen Zauber fast den Garaus bereitet hättet.
Doch erst einmal von vorne: Wie jedes Jahr Anfang Januar fuhren rund 300 gut gelaunte Zuhörer in die Tiefgarage der Obermarktpassage, um in der Stadthalle den musikalischen Neujahrszauber zu erleben. Wie jedes Jahr gingen sie gut gelaunt an die Garderobe, um dort für einen Obolus auch ihre Parkkarte für eine zügige Ausfahrt aus der Tiefga-rage entwerten zu lassen. Doch was für manch einen mit dem Auto anreisen- den Konzertbesucher schon ein Stück Tradition ist, brach in diesem Jahr jäh ab.
Nein, die Parkkarte könne nicht entwertet werden (was keiner im Publikum wusste: Der Insolvenzverwalter der Obermarktpassage hatte dieser sonst üblichen Regelung nicht zugestimmt), jeder müsse das Ticket im Parkautomaten der Tiefgarage einlesen lassen.
Findige Konzertbesucher hatten unterdessen innerhalb weniger Sekunden errechnet, dass das zu einem mittelprächtigen Chaos führen würde. Bei geschätzten 30 Sekunden pro Entwertungsvorgang im Automaten und 300 Vorgängen würde der Letzte nach rund zweieinhalb Stunden die weiß gekalkte Pkw-Unterstellmöglichkeit verlassen. Eine Vorstellung, die manch einem Musikfreund das Konzert fast vermieste.
Doch dann plötzlich ein Raunen in der Menge. Man wolle sich einfach über den Insolvenzverwalter hinweg setzen und die Parkkarten doch in der Stadthalle entwerten, hieß es. Zunächst Erleichterung, dann teils wütende Reaktionen: „Unverschämt, das kostet vier Euro“, so der Tenor.
Denn wieder hatten Konzertbesucher nachgerechnet und ermittelt, dass angesichts von eineinhalb Stunden, die jeder frei in der Tiefgarage der Obermarktpassage parken kann, und weiteren dazu gerechneten etwa eineinhalb Stunden, die kostenpflichtig wären, niemals die Summe von vier Euro heraus kommen könne. So haderten manche das ganze Konzert über mit der unglücklichen Situation, während andere mit der Taxe oder zu Fuß gekommen waren und die zauberhafte Musik ganz verzaubert genossen.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hans-Jürgen Amtage (Lokalredaktion)