Im Untergrund soll sich seit einiger Zeit eine radikale Minderheit zusammenrotten. Worüber sie ihre Köpfe rauchen lassen, ist nicht bekannt. Aber dass es in ihren Köpfen qualmt, ist sicher. Die Gruppe gilt in Sicherheitskreisen als hochgefährliche freie Radikale. Dass diese Überzeugungstäter-Gruppe immer mehr schrumpft, mache sie nicht ungefährlicher für die übrige Bevölkerung.
Das besonders Gemeine an ihrer Vorgehensweise ist, dass sie nicht größere Massenaktionen vorbereiten, die sich leichter überwachen ließen. Sie verpesten die Atmosphäre mit Millionen von Einzelaktionen. Als Waffen sollen sie kleine Rollen benutzen, die die sie in kleinen Behältnissen unauffällig bei sich tragen, um sie in passenden Momenten in Brand zu setzen.
Ursprünglich waren diese Alltags-Terroristen eine von Politik, Medien und Wirtschaft hofierte starke Gruppe. Jetzt werden sie von den gleichen als Volksfeinde gebrandmarkt und in die Diaspora, ins Zwielicht gedrängt, gesellschaftlich geächtet und mit Strafen bedroht. Jahrzehnte lang wurden ihre täglichen Aktionen toleriert. Sie durften ihren Waffenmüll überall verstreuen. Ja, ihre Gegner wurden in die Schmuddelecke geschoben. Die Wirtschaft lieferte ihnen die Slogans und verkaufte ihnen hemmungslos und öffentlich die Waffen.
Irgendwann wendete sich das Blatt. Immer mehr Menschen wandten sich von der Bewegung ab und wurden nach dem Motto „Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche“ zu ihren Todfeinden. Diesen Gegnern gelang es, die Politik so weit umzudrehen, dass die Sympathie in eine Hetzkampagne gegen die Feinde der Volksgesundheit wurde. Es fanden sich tatsächlich Wissenschaftler, die nun plötzlich vor der Gefahr warnten. Es folgten die wieder einmal willfährigen Medien, die nun auf die immer kleiner werdende Gruppe eindroschen. Immer kleiner, weil viele die staatlichen Aussteigerprogramm in Anspruch nahmen, manche sogar erfolgreich. Andere wurden Opfer ihrer eigenen Waffen.
So trieb sie die Gutmenschen-Majorität in immer kleinere Gettos, kassierte aber immer kräftigere Steuern auf ihre Waffen. Schilder zeigten ihnen, dass sie, die Schädlinge, an immer mehr Orten nicht erwünscht waren. Das ging so weit, dass man sie im Winter dem Erfrierungstod aussetzte.
Sie waren geächtet. „Man erkennt uns am Geruch unseres Atems und unserer Kleidung“, klagte mir einer sein Leid. Mit zittrigen Hand nahm er die letzte Zigarette aus der Schachtel. „Jetzt gebe ich endgültig das Rauchen auf“, sagte er bevor er den letzten Zug tat.
In diesem Sinne ein schönes Wochenende
Von Hartmut Nolte, Lokalredaktion