Wenn es beim Mindener Tageblatt einen neuen Dienstwagen gibt, bemerken das die meisten Kollegen erst, wenn sie drin sitzen. Diesmal ist das anders. Zoe ist da.
Sie ist wendig, leise und ausgesprochen flink. Und obwohl kaum jemand bisher mit ihr unterwegs war, sind die Kollegen jetzt schon begeistert. Zoe, das ist das erste Elektrofahrzeug im Fuhrpark des Mindener Tageblatts. Vier Monate hat die Redaktion Zeit, den kleinen Renault auf Herz und Nieren zu prüfen. Ob zu Sportterminen, lokalen Ereignissen oder kulturellen Veranstaltungen, Zoe wird den Kreis kennenlernen.
Die ersten Meter sind ungewohnt. Das Auto fährt sich wie jedes andere Automatikfahrzeug auch. Doch statt des gewohnten Motorbrummens ist hier eine Art Rauschen zu hören. Science-Fiction-Freunde wissen jetzt: Wir sind in einem Raumschiff und haben soeben die Lichtgeschwindigkeit überschritten. Haben wir aber nicht. Im Gegenteil: Nur unterhalb der 30 km/h-Marke werden diese Geräusche automatisch erzeugt.
Das soll der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern dienen. Bei mehr als 30 km/h bewegt sich das Auto bis auf Wind- und Reifengeräusche nahezu lautlos. Mit einer Taste können die Geräusche abgeschaltet werden – Zoe eignet sich also besonders für investigative Nachteinsätze. Nicht dass die beim MT besonders häufig wären. Aber schön, dass die Redaktion jetzt gerüstet ist.
Nach den ersten Metern steht fest: Die Beschleunigung des Elektromotors ist enorm, die Reichweite soll voll aufgeladen bei gut 140 Kilometern liegen, je nach Fahrstil. Raser müssen häufiger an die Steckdose. Ob diese Reichweite im Redaktionsalltag ausreicht, wird sich zeigen.
Gekühlt und geheizt wird wie bei anderen Autos
Ein Eco-Schalter begrenzt die maximale Geschwindigkeit auf 95 km/h (sonst 135 km/h) und lässt ein paar Kilowatt beim Beschleunigen aus. Im Stadtverkehr fällt das nicht auf. Getankt wird über eine Buchse in der Schnauze. Es macht Spaß, mit Zoe zu fahren – auch wenn heute nur eine Runde über Klausen- und Königswall drin ist. Die Lade-Infrastruktur beim MT fehlt noch.
Innen macht das Auto einen modernen Eindruck. Klares Design, glatte Oberflächen. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man in einem Gerät der Firma Apple sitzen. Mitten auf dem Armaturenbrett dient ein berührungsempfindlicher Bildschirm dazu, Radio, Navigation und Bordcomputer zu steuern. Geblinkt und geleuchtet, gekühlt und geheizt wird wie bei anderen Autos auch. Ein Batteriesymbol dient als „Tankanzeige“, die restliche Reichweite wird in Kilometern angegeben.
Auch sonst ist alles an Bord: Der Kofferraum reicht für Fotorucksack, Laptop, Stativ und Videoausrüstung der Onlineredaktion lässig aus. Fünf Sitzplätze gibt es, für Kindersitze ist eine Isofix-Halterung an Bord. Für große Menschen wird es auf der Rückbank allerdings ziemlich eng.
21700 Euro kostet das Auto in der Basisversion „Life“, 23500 Euro in den Versionen Intens und Zen. Dazu kommt eine Batteriemiete. Die liegt je nach Laufzeit und Laufleistung zwischen 79 und 162 Euro im Monat. Diese vergleichsweise hohen Mietkosten sind in den hohen Preisen und der begrenzten Lebensdauer der Batterie begründet.
An Aufladestationen oder speziellen „Wallboxen“ für das heimische Carport kann das Auto innerhalb einer halben Stunde zu 80 Prozent aufgeladen werden.
Von deutschen Herstellern gibt es bislang kein vergleichbares Fahrzeug. Angekündigt sind der BMW i3 und der VW e-up. Von Peugeot gibt es den iOn, Citroën hat den C-Zero im Angebot und Nissan den Leaf. Der Renault wird dem MT für den Testzeitraum vom Autohaus Kleinemeier zur Verfügung gestellt.
Bereits am heutigen Samstag wird Zoe ihrem ersten Härtetest unterzogen: Zur Geschichtsveranstaltung „Von Wilhelm zu Widukind“ soll sie das dreiköpfige MT-Team mit Foto- und Filmausrüstung zum Einsatzort transportieren – und hoffentlich auch zurück.
Berichte über die elektromobilen Erfahrungen im MT und im Blog unter: http://mindenertageblatt.de/zoe