Sehr verdächtig, kann ich da nur sagen beziehungsweise schreiben. Sehr verdächtig!
Da fährt man in den Abendstunden in eine benachbarte Kurstadt, in der man sich nicht nur auf Herz und Nieren überprüfen lassen, sondern auch ein wenig vergnügen kann – und plötzlich denkt man, man sei mitten im Frankfurter Westend. Obwohl keine Bankentürme in Sicht, fallen auf einem Parkplatz zahllose größere und große Limousinen mit Frankfurter Autokennzeichen auf. Nahezu alle in Schwarz oder zumindest Anthrazit gehalten, lassen die Fahrzeuge vermuten, dass sie vom Anschaffungspreis her nicht als Peanuts zu bewerten sind, aber aller Wahrscheinlichkeit zu jenem großen Geldinstitut gehören, das sich mit Peanuts einen Namen gemacht hat.
Wenige Minuten später dann die Bestätigung. Unzählige schwarz bekleidete Menschen (rund 97 Prozent davon männlich) sitzen in einem Varieté. Freizeit ist angesagt. Denn kein einziger der Bänker trägt Krawatte, sondern aufgeknöpften Kragen, der einheitlich etwa zehn Zentimeter auseinanderklafft. Man sieht förmlich, diese Menschen haben Spaß, so locker, wie der steif gestärkte Kragen sitzt.
Und während im Laufe des Abends die Freude dieser Menschen geradezu frenetisch wird, was man an den nach oben gezogenen Mundwinkeln erkennen kann, und später an der Bar der ein oder andere Cocktail genossen wird, fällt mein Blick auf ein Faltblatt, das auf der Theke liegt und mich sehr nachdenklich macht: „Spielcasino“ steht auf dem Flyer.
Skeptisch sehe ich mir die Bänker an. Sollte das alles nur Tarnung sein? Von wegen Varieté.
Sind die zahllosen Peanutsbänker an diesem Abend möglicherweise in geheimer Mission unterwegs. Quasi legale Kapitalbeschaffung in Form von unversteuerten Gewinnen aus einem nicht weit entfernten Kasino. Gibt es doch eine Kreditklemme und nicht einmal mehr die ganz großen Spieler im Bankgeschäft können ihr Geld auf dem üblichen Wege beschaffen und müssen Hunderte Kilometer in ein Spielkasino fahren, um bei ihrer Aktion nicht aufzufallen? Sehr verdächtig, sehr verdächtig.
In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende!
Hans-Jürgen Amtage (Lokalredaktion)