Ausnahmesituation #Mindenbombe: Zum zweiten Mal innerhalb von 204 Tagen hat der Fund einer nicht explodierten Weltkriegsbombe das Leben der Stadt durcheinandergewirbelt.
Krisenstäbe, Einsatzplanungen, Absperrungen, Evakuierungen, Entschärfung – und mittendrin die #MT-Redaktion, die den Wissensdurst der Menschen nach Informationen stillen soll. Kurz nach den ersten Meldungen auf MT.de gegen 11 Uhr steigt die Besucherzahl dort rasant am, um den ganzen Tag nicht wieder abzuflauen. Um Mitternacht wird MT.de mehr als 82.000 Visits – fast die Hälfte davon über Mobilgeräte – und rund 670.000 Page Impressions (Seitenabrufe) verzeichnet haben. An durchschnittlichen Tagen kommen sonst 15.000 bis 20.000 Besucher.
Die Redaktion schickt Kollegen vor Ort und in die Verwaltungen, hält telefonisch Kontakt zu ihnen und in die Stäbe. Über Facebook und Twitter wird mit Mindener Bürgern kommuniziert, die selber Informationen beisteuern können oder einfach nur Fragen haben. Schnell ist ein Liveticker auf MT.de eingerichtet, der von dann an im Wortsinn rund um die Uhr informiert.
Im Laufe des Tages entstehen mehrere Videos: der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes wird ebenso interviewt wie der Erste Beigeordnete der Stadt. Ein Twitter-Modul wird auf der rasch ausschließlich auf das Thema ausgerichteten MT.de-Startseite sowie auf der Lokalseite mit dem Liveticker installiert. In diesem Modul laufen kontinuierlich sämtliche Tweets aus der Redaktion, aber auch von anderen Akteuren wie Einsatzkräften und nicht zuletzt aus der Bevölkerung ein. Schnell und einvernehmlich hat sich der von der Redaktion eingerichtete Hashtag #Mindenbombe als verbindendes Kennwort durchgesetzt. Mehrere Hundert Beiträge werden es am späten Abend sein; auch von weiter her verfolgt – und kommentiert – man das Geschehen in Minden. Lebhafte Kommentar-Folgen gibt es auch unter nahezu jedem Facebook-Post der Redaktion, mit dem auf aktuelle Artikel auf der Homepage hingewiesen wird. Viele äußern Verständnis, bedanken sich bei den Einsatzkräften und speziell dem Feuerwerker, manche auch bei der Redaktion für ihre Informationsarbeit. Aber es gibt – wie immer auf Facebook – auch die üblichen Nörgler, Meckerer und Miesmacher, denen niemand etwas recht machen kann.
Unermüdlich zieht der MT-Fotograf seine Kreise von Einsatzort zu Einsatzort, auch die anderen Kollegen setzen ihre Kameras ein. Eine erste Bildergalerie ist schon am Mittag online, im Lauf des Tages wächst der Bestand kontinuierlich, werden immer neue Motive hinzugefügt. „Es gibt einen Journalistengott“, twittert die Onlinechefin auf ihrem privaten Account: „Bei beiden Bombenfunden lag das MT nicht im Evakuierungsradius und konnte arbeiten.“
Der Abend zieht sich, die Evakuierung stellt sich als schwieriger als geplant heraus. Immer wieder müssen Bewohner des Sperrgebiets überredet werden, ihre Häuser zu verlassen – in manchen Fällen muss die Polizei eingreifen. Menschen wollen von der Redaktion wissen, was passiert – auch wenn gerade nichts passiert. Als sie auf Anfrage mitteilt, dass aktuell kaum etwas zu berichten ist, muss sie sich deswegen auf Twitter anpflaumen lassen. Andere User springen ihr bei. Zwischendurch sorgt ein Blech heiße Pizza für frische Kräfte – manche Kollegen haben seit dem Frühstück am Morgen durchgearbeitet. Die Lokalchefin postet motivationshalber Fotos der Nachtschicht-Truppe in der redaktionsinternen Facebook-Gruppe.
Auch als die Bombe – gerade noch rechtzeitig für den Andrucktermin der gedruckten Ausgabe – dann tatsächlich entschärft ist, die Evakuierung aufgehoben werden und – unter massivem Zeitdruck – ein zusammenfassender Artikel für die Titelseite geschrieben werden kann, ist noch lange kein Feierabend für die Redaktion. Pressekonferenz im Kreishaus, Video-Interview mit dem Kampfmittelräumdienst, Rücksprachen bei den Einsatzkräften, weiteres Füttern des Live-Tickers, Posten erster Bomben-Fotos. Fotograf, Onliner, Reporter sind bis spät in die Nacht unterwegs.
Am nächsten Morgen geht’s weiter: Noch gibt es einiges zu berichten rund um die #Mindenbombe. Die #MT-Redaktion ist an Bord. Manche ziemlich müde. Aber als Mannschaft hellwach! Die Frühkonferenz plant die Berichterstattung für den laufenden Tag auf MT.de und Themen für die nächste gedruckte MT-Ausgabe.
Ein ganzseitiges Feature aus der Kampa-Halle wird dabei sein, wo eine Kollegin aus der Redaktion die Nacht mit den Evakuierten gebracht hat. Das Interview mit Karl-Heinz Clemens, dem Bombenentschärfer, soll einen prominenten Platz bekommen. Auf der Wunschliste des Chefredakteurs außerdem: ein historischer Hintergrund über die Bombenangriffe auf Minden und ein Portrait des Kampfmittelräumdienstes, vielleicht auch eine Typologie der typischen Weltkriegsbomben, die heute noch für Lebensgefahr sorgen. Schnell ist entschieden: Wir machen noch mal ein großes Foto auf die Titelseite und räumen zusätzlich zur Seite 3 zwei weitere Seiten im Lokalteil frei. Der neue Nachrichtentag schwingt sich ein, am Desk herrscht aufmerksame, aber jetzt wieder entspannte Routine.
PS: Das Leben in der Region hat gestern natürlich nicht nur aus der Bombe bestanden. Weswegen es heute auch noch ein umfangreiches Online-Angebot sowie eine ganz normale gedruckte MT-Ausgabe mit 34 Seiten gibt – plus 20 Seiten Termine-Magazin mit der Wochenvorschau …
Von Christoph Pepper, MT-Chefredakteur