Wat isse ne Heilichtum? Das könnte man in Anlehnung an Prof. Pfeiffers Dampfmaschine aus dem berühmten Feuerzangenbowlen-Film auch die Menschen im Mindener Land mal fragen. Ohne es zu wollen, hat die MT-Redaktion diese Frage gestellt und die Antwort gestern zigfach erhalten. Es ist seit 1896 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Unbestritten und konkurrenzlos. Da kommen keine Schachtschleuse und keine Schiffmühle mit.
Mit wachsender Entfernung von der Porta wächst natürlich auch die Unkenntnis. So soll es Touristen geben, die unseren Willem für Hermann, den Teutoburger-Wald-Cherusker halten. Und irgendjemand soll das Gerücht streuen, eigentlich gehörten Herzog Widukind und Kaiser Karl dahin, um das Mindener Anrecht („Min und Din“) auf den Platz, der der Kreisstadt bei der Gebietsreform 1973 vorenthalten wurde, zu bekräftigen.
Die Mindener singen dennoch voller Inbrunst – und besonders gern unter Alkoholeinfluss – das Lied vom Kaiser-Wilhelm, der die treue Wacht hält. Der treue Wächter, wo die Weser einen großen Bogen (um Hausberge) macht, ist Wilhelm I., der Opa. Das weiß hierzulande jedes Kind – natürlich auch alle Einheimischen und Zugereisten in der MT-Redaktion. Aber „Shit happens“ (das ist unübersetzbares Englisch) und so stand gestern unter dem wunderschönen winterlichen Wolkenbild von Kai Hormann auf Seite 1 des Mindener Tageblattes „Wilhelm II“.
Jedenfalls brach gestern, kaum hatten unsere fleißigen, wettergehärteten Zustellerinnen und Zusteller das Freitags-MT zu den Lesern gebracht, ein Sturm um das Denkmal los, respektive eine Serie von Anrufen und Mails kam zu der überflüssigen „I“ in der Bildunterzeile. Gnade, man möge uns verzeihen.
Obwohl, mal als Zugereister gefragt: wenn man die Unterzeile ganz weggelassen und das Bild kommentarlos vorgelegt hätte, wieviel Prozent hätten dann noch gesagt: Das ist das „Porta-Denkmal?“ Der blauen Eiswüste im Hintergrund nach könnte das Bild auch irgendwo in Alaska oder den Weiten Sibiriens entstanden sein. Von einem Gebirge, geschweige denn dem Wiehen-, ist nichts zu erkennen und das kleine spitze Ding, das da aus den Wolken ragt, könnte durchaus eine (kaiserliche) Pickelhaube eines Feldgrauen aus dem Ersten Weltkrieg sein, oder?
Nein, Schluss der Ausreden. Natürlich ist das Wilhelm I., da unter der Kuppel, ganz klar zu erkennen. Und die Redaktion muss zur Strafe jetzt das Lied „Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wieder ham“ singen. Um die Leser damit nicht zu bestrafen, findet das Redaktionskonzert unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
In diesem Sinne: schönes Wochenende
Hartmut Nolte (Lokalredaktion)