Im Januar startete das MT den großen Heimat-Check und wollte wissen: Wie zufrieden sind die Menschen mit der Lebensqualität in der Region?
Benjamin Piel
Man muss sich die Hiller als glückliche Menschen vorstellen. Das jedenfalls legen die Ergebnisse des großen MT-Heimatchecks nahe, den das MT im Januar gestartet hat. Der lief drei Wochen lang online und 4.445 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stimmten darüber ab, wie zufrieden sie mit verschiedenen Aspekten des Lebens vor Ort sind. Gefragt wurde zum Beispiel nach der Familienfreundlichkeit, der Zufriedenheit mit dem öffentlichen Nahverkehr oder den Sportangeboten vor Ort. Insgesamt schnitten Minden, Porta, Petershagen und Hille besser ab als der Durchschnitt anderer Regionen, in denen die Untersuchung stattgefunden hatte (6,04 zu 5,85). Viele leben also offenbar sehr gerne hier.
Wer nahm überhaupt teil?
53 Prozent der Befragten sind weiblich. Im Allgemeinen ist es offenbar so, dass Frauen sich stärker an Umfragen beteiligen als Männer. Die am stärksten vertretene Altersgruppe war mit einem Drittel die der 45- bis 59-Jährigen. Es folgen mit jeweils rund einem Viertel die 32- bis 45-Jährigen sowie die 60- bis 69-Jährigen.
Wie groß sind die Unterschiede von Ort zu Ort über alle Kategorien?
Das Stimmungsbild deutet laut des begleitenden Umfrageun-ternehmens „Co-mind“ darauf hin, dass die Zufriedenheit mit dem eigenen Lebensumfeld weniger stark auseinanderklafft als in anderen Regionen. Die Menschen in Hille zeigten sich mit einem Wert von 6,36 von zehn möglichen Punkten zwar über alle Kategorien hinweg am zufriedensten. Doch selbst die hinterste der Befragungsregionen war gar nicht so weit vom Spitzenwert entfernt: „Rechts der Weser“ (Leteln, Aminghausen-Päpinghausen, Dankersen, Rechtes Weserufer und Meißen) mit 5,57. „Ihre Region ist sich ungewöhnlich einig bei der Bewertung der eigenen Gegend“, sagt Silke Mohnsame, die die Umfrage begleitete. In anderen Regionen lagen die Spitzen- und die hinteren Ränge wesentlich weiter auseinander. Es zeigte sich dort also eine stärkere Streuung. In Minden, Porta, Petershagen und Hille deutet sich dagegen recht klar eine verhältnismäßig große Einigkeit bei der Bewertung an. Die Schere beim Blick auf das eigene Leben geht also nicht so weit auseinander wie beispielsweise in einer Großstadt, wo zwischen Villengegend und sogenanntem Problembezirk regelmäßig tiefe Gräben in der Bewertung festzustellen sind. Dieses Ergebnis könnte auch dafür stehen, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt insgesamt ausgeprägter ist als in anderen Regionen. Womöglich als typisch ostwestfälisch ist dagegen zu interpretieren, dass die Spitzen nicht ganz so weit nach oben ragen: Man ist zufrieden, aber nicht gleich euphorisch.
Bestätigen sich Klischees?
Nicht unbedingt. Es wäre mit Blick auf den Status als angeb-liche Brennpunkte denkbar gewesen, dass der Bereich „Minden Mitte“ mit Bärenkämpen, Königstor und Rodenbeck hinten gelandet wäre. Doch entgegen dieser klischeehaften Erwartung landete dieser Bereich mit 6,2 sogar über dem Schnitt aller Kategorien (6,04). Mindestens ein Vorurteil bestätigte sich allerdings: Die Sauberkeit in Mindens Innenstadt wurde besonders negativ bewertet.
Schneiden unterschiedliche ländliche Regionen ähnlich ab?
Erstaunlicherweise nicht. Schlechter als womöglich zu erwarten gewesen wäre, zeigte sich der Bereich Petershagen. Dort schlug eine recht klar erkennbare Unzufriedenheit mit dem Einzelhandel, der Gesundheitsversorgung, dem Busverkehr, der Netzabdeckung und dem Anschluss an schnelles Internet durch. Hier zeigt sich womöglich, dass die Stadt einige recht abgelegene Ortschaften aufweist, in denen die gering ausgeprägte Infrastruktur die Bewohner vor Herausforderungen stellt. Das offenbar unterscheidet das Ländliche vom ebenfalls Ländlichen, denn die Hiller bewerten diese Punkte wesentlich besser. Bei der Zufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung etwa steht Hille sogar an der Spitze, ebenso bei der Seniorenfreundlichkeit und Netzabdeckung sowie Internetanbindung. Porta rangiert insgesamt recht unauffällig im Mittelfeld.
Welche Themenfelder haben besonders gut abgeschnitten?
Verglichen mit anderen Regionen ragen Sport und Vereine ganz deutlich heraus. Mit 7,2 von zehn möglichen Punkten war es der Bereich, der über alle Kategorien hinweg als bester beurteilt wurde. Die bunte Sport- und Vereinswelt, die Zusammenhalt schafft, hat also eine größere Bedeutung als in anderen Teilen Deutschlands. Ebenfalls gut, aber schlechter als anderswo, schnitt der Bereich Sauberkeit ab (7,19 zu 7,55). Auch die Lebensqualität insgesamt wurde mit am besten, aber im Vergleich leicht unterdurchschnittlich beurteilt. Obwohl über den Einzelhandel beispielsweise in Minden oft Klagen zu hören sind, landete dieser Aspekt auf dem vierten Rang und mit 6,77 weit über dem Durchschnitt von 5,43. Das deckt sich damit, dass Experten immer wieder sagen, dass Minden verglichen mit anderen Regionen noch einen recht gesunden Einzelhandel aufweise.
Welche Kategorien landeten hinten?
Wenig überraschend steht der immer wieder kritisierte Busverkehr abgeschlagen auf dem letzten Rang. Der Immobilienmarkt wird zwar unterdurchschnittlich, aber besser als anderswo bewertet. Viel Luft nach oben sehen die Teilnehmer bei der Familienfreundlichkeit, die weit hinten landet und anderswo höher bewertet wurde.
Das MT hat begleitend zu der Auswertung einzelne Schwerpunktthemen aus dem Heimat-Check genauer unter die Lupe genommen. Alle Ergebnisse und Berichte finden Sie auf mt.de/heimatcheck