Wie dreist ist das denn? Apple hat überraschend die Preise für die Software von iPhone und iPad angehoben. Die kostenpflichtigen Angebote im App Store wurden in der Nacht zum Freitag um durchschnittlich mehr als zehn Prozent teurer – und zwar ohne Rücksprache mit den Anbietern. Das kalifornische Unternehmen gab keine Gründe dazu an.
Während auf der Homepage des MT noch der alte Preis beworben wird, hat Apple kurzerhand selbstständig einen neuen festgelegt. Auch die App GWD Live 2.0 kostet statt bisher 79 Cent nun 89 Cent. Repro: MT
Da vor allem die Preise im Euro-Raum betroffen sind, wird vermutet, dass Apple mit seinem Vorgehen auf die Entwicklung der Wechselkurse reagiert. Betroffen sind auch die Angebote des Mindener Tageblatts. So kostet die bislang für 79 Cent erhältliche iPhone-App „GWD Live 2.0“ plötzlich 89 Cent, auch die Einzelausgaben des Mindener Tageblatts, die in der „iPaper“-App für das iPad bislang für 79 Cent erworben werden konnten, sind nun plötzlich 10 Cent teurer.
Die Preise für die Angebote im App Store werden eigentlich grundsätzlich von den Entwicklern der Apps festgelegt. Apple behält dann 30 Prozent des Umsatzes, 70 Prozent gehen an den Entwickler. Allerdings hat Apple feste Preisstufen vorgegeben. Diese wurden nun angepasst. Der Einstiegspreis von 79 Cent wurde auf 89 Cent angehoben. Hat eine App bisher 1,59 Euro gekostet, werden jetzt 1,79 Euro fällig. Und eine Software von bisher 7,99 Euro kostet jetzt 8,99 Euro.
Bei Verlagen in Deutschland stieß das Vorgehen auf scharfe Kritik. „Es ist schwer zu verstehen, warum das über Nacht gemacht wurde und ohne die Betroffenen vorher zu informieren“, sagte ein Sprecher des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverlage (BDZV) der Nachrichtenagentur DPA. „Die Verlage werden ebenso wie ihre Kunden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Wenn sich dies so bestätige, sei dies „sehr bedauerlich und nicht hinnehmbar“.
„Die nicht angekündigten deutlichen Preiserhöhungen von Apple für die Angebote im App-Store und iTunes-Store wirken sich als inakzeptabler Eingriff in die Preishoheit der Verlag aus, der ihrem wachsenden Mobile-Geschäft schadet und sich über Kunden-Interessen hinwegsetzt“, erklärten die Sprecher vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in Berlin anschließend in einer offiziellen Pressemitteilung.
„Die zum Teil erhebliche Erhöhung der Preise hat die Kunden bereits irritiert und bringt das auch gegenüber den entsprechenden Print-Produkten austarierte Preisniveau erheblich durcheinander“, kritisierten die Verlegerverbände. Durch die Auto-Renewal-Funktion seien bereits jetzt viele Abos automatisch beendet worden. „Das Verhalten ist nicht erklärbar und absolut verantwortungslos“, so die Pressemitteilung weiter. „Diese Verletzung der Spielregeln wird Apple öffentliche Sympathiepunkte kosten“, zeigten sich VDZ und BDZV überzeugt. Vor allem aber schade dieses Vorgehen dem aufgebauten Vertrauen der Verlage zu Apple als Marktpartner.
Quellen: DPA, MT, BDZV