Blick in einen kleinen Teil des rund 3.800 Quadratmeter großen Newsrooms der DPA-Zentralredaktion in Berlin. Foto: DPA
Unser Bild von der Welt formt sich aus Informationen und Nachrichten, die in der Regel (aber längst nicht nur) von Medien vermittelt werden. Hier ist allerdings, nicht nur in Folge des rasanten technischen Fortschritts, zuletzt manches ins Rutschen geraten.
Glaubwürdigkeitsverlust, Lügenpresse-Vorwürfe, Reichweitenschwund, wirtschaftliche Probleme: Sind die (etablierten) Medien in der Krise oder befinden sie sich nur in einem nachhaltigen Strukturwandel? Manche Propheten des neuen Informationszeitalters jedenfalls glauben, locker darauf verzichten zu können – die „Schwarmintelligenz“ des Internets könne die für Gesellschaften notwendige Informationsfunktion viel besser übernehmen.
Laszlo Trankovits, langjähriger Korrespondent und Büroleiter bei der Deutschen Presseagentur DPA an den verschiedensten Orten der Welt, sieht das anders. Ja, wachsende Entpolitisierung und Medienverdrossenheit könnten seriöse Informationsmedien tatsächlich in eine Existenz-Krise stürzen – das jedoch hätte seiner Auffassung nach verheerende Folgen für Gesellschaft und Demokratie. In „Die Nachrichtenprofis“ begründet er, warum Nachrichten für die Gesellschaft einen überragenden Wert haben und warum Medien nicht ohne professionellen Journalismus funktionieren können.
Er fordert aber auch, dass Journalisten ihr Publikum ernst nehmen müssen (mehr aber auch nicht) und weder „Oberlehrer“ noch „Kellner“ sein dürften. Und er argumentiert, warum es keinen Platz und keinen Grund für eine „fünfte Gewalt“ im Internet geben sollte.
Nicht zuletzt findet Trankovits, dass eine von politischen, wirtschaftlichen oder staatlichen Einflüssen unabhängige Nachrichtenagentur für jede Medienlandschaft ein Glücksfall ist. Wie etwa die DPA, die sich im Gemeinschaftsbesitz deutscher Zeitungen (einschließlich des MT) und Rundfunksender befindet und im Prinzip genossenschaftlich organisiert ist. Das ist natürlich angesichts seines beruflichen Hintergrunds verständlich. Er kann das aber auch gut begründen – unter anderem mit Erläuterungen von Standards und Praxis der Nachrichtenprofis, kritische Beobachtungen durchaus eingeschlossen.
Ausführlich schildert das Buch unter anderem „die Revolution der Nachrichtenwelt“, nicht ohne dieser Kapitelüberschrift gleich ein dickes Fragezeichen zu verpassen. Denn zwar kann heute praktisch jeder und jederzeit insofern „Journalist“ sein, als er – im Zweifel allein mit seinem Smartphone – zur Quelle von Informationen und zum Verbreiter von Nachrichten mit theoretisch unbegrenztem Publikum werden kann. Doch brauchen nicht gerade im globalen, digitalisierten, interaktiven Weltdorf die Bewohner mehr Orientierung denn je?
In jedem Fall braucht Demokratie aufgeklärte Bürger, die sich zum Zwecke der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung auf gesicherte Informationen verlassen können müssen. Die zentrale Leitwährung in diesem Handel heißt „Vertrauen“. Wie das im erbitterten Kampf um Aufmerksamkeit und Wahrheit von professionellem Journalismus immer wieder neu erworben werden will und muss, wie es aber auch in Gefahr gerät, zieht sich wie ein roter Faden durch zahlreiche der auf insgesamt rund 290 Seiten abgehandelten Aspekte.
Deutlich wird, dass der Medienwandel auch die Arbeit der Nachrichtenagenturen massiv verändert. Dass der seine Herkunft nicht verleugnende Autor dabei häufiger vom Allgemeinen auf das DPA-spezifische kommt, macht das Buch trotzdem nicht zur Selbstbeweihräucherung, sondern zu einer nicht nur für Journalisten und Medienprofis interessanten Lektüre über das Grundnahrungsmittel unseres Weltbildes: Nachrichten.
Von Christoph Pepper
Buch-Info:
Laszlo Trankovits: Die Nachrichtenprofis. Warum Qualitätsjournalismus für unsere Demokratie unverzichtbar ist. Frankfurter Societäts Medien, Frankfurt, 2015, Hardcover, 292 Seiten. Mit zahlreichen Fotos und Infografiken , ISBN: 978-3-95601-112-2, 24,90 Euro