Es ist ein eigentlich totzitierter Satz – und trotzdem stimmt er. Mal mehr, mal weniger, ganz sicher eher selten in der exakten wörtlichen Bedeutung. Gerade in der Zeitung aber gilt häufig: „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“.
Weswegen Fotografen für das Bild, das die Zeitung sich und ihren Lesern von der Welt macht, mindestens genauso wichtig sind wie die Autoren, die das Wort führen. Manfred Otto hat seit 25 Jahren das Zeitgeschehen in Minden und Umgebung nicht nur begleitet und dokumentiert, sondern oft genug im Sinne des Wortes „ins Bild gesetzt“ hat – 20 Jahre davon für das Mindener Tageblatt . Mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres geht er nun in den Ruhestand. Seine Fotos, die die lokale Berichterstattung seit Jahren bereichert haben, werden fehlen. Er selbst, bekannt in Stadt und Land wie der sprichwörtliche „bunte Hund“, nicht minder, da er für seinen Ruhesitz von Lübbecke nach Bad Essen gezogen ist.
Manfred Otto, geboren am 30. Dezember 1949 in Halle/Saale, kam 1974 als Volontär zum „Herforder Kreisblatt“, um seine schon früh ausgeprägte fotografische Leidenschaft im Journalismus auszuprobieren. Und fand in der Pressefotografie seine Berufung. Hier arbeitete er – neben einem fast zweijährigen Intermezzo für den aus Kirchlengern stammenden Herforder CDU-Bundestagsabgeordneten und damaligen parlamentarischen Staatssekretär im Forschungsministerium Reinhard Göhner – auch im Anschluss an die zweijährige Ausbildungszeit für die Lokal- und die Sportredaktion.
1980 wechselte er innerhalb der „Westfalen-Blatt“-Gruppe zur deren Bielefelder Show- und Actionfoto-Agentur „Teutopress“ . Für sie lichtete er fast zehn Jahre lang nicht nur in der Region, sondern bald auch in ganz Deutschland und darüber hinaus Stars, Sternchen und „Promis“ aller Art ab, begleitete große Live-TV-Sendungen und andere Unterhaltungs-Events mehr mit der Kamera, fotografierte aber auch Nachrichtenereignisse und Reportagen.
1989 kam er in die Mindener Lokalredaktion des „Westfalen-Blatts“, die ihn allerdings 1994 zum MT ziehen lassen musste. Dort heuerte er als freier Fotojournalist an, um Zeit auch für eigene Projekte und Auftragsarbeiten haben zu können. Seither prägen seine mal sorgfältig arrangierten, mal blitzartig erfassten, technisch immer makellosen Aufnahmen den Lokalteil. Unverkennbar „mot“, so sein langjähriges Kürzel: Unzählige Ereignisse der lokalen Geschichte, große wie kleine, sind in typischer Otto-Handschrift für die Nachwelt festgehalten.
Im Gegensatz zu manch anderem Fachkollegen haderte er nie mit dem rasanten technischen Wandel seiner Disziplin in den vergangenen Jahrzehnten. Vielmehr wusste er die Digitalisierung stets für seine Zwecke zu nutzen – organisatorisch-praktisch, aber auch künstlerisch. A propos Kunst: Dass der ausgefuchste Pressefotograf Manfred Otto auch ganz anders mit dem Medium umgehen kann, lässt sich auf seiner Internetseite www.manniotto.de entdecken.
Eine seiner letzten Arbeiten im aktiven Dienst waren Portraitaufnahmen des Seniorverlegers Rainer Thomas, der am 26. Dezember seinen 75. Geburtstag feierte und aus diesem Anlass im Gespräch mit Lokalchefin Monika Jäger für einen Artikel auf der „Menschen“-Seite der zurückliegenden MT-Wochenend-Ausgabe auf sein Leben zurückgeblickt hatte. Die Redaktion verabschiedet Manfred Otto mit einer ganzseitigen Hommage an seinen Blick für den besonderen Moment, wofür sie eine Handvoll prägnanter „Schnappschüsse“ der vergangenen Jahre zusammengestellt hat.
Von Christoph Pepper