Zahlreiche Zeitungen in Deutschland sind heute mit ungewöhnlichen Titelseiten erschienen – auch das Mindener Tageblatt. Mit einem von der amerikanischen Kunstaktivistin Yoko Ono gestalteten Schriftmotiv machen sie auf Initiative des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) auf den 3. Mai als Internationalen Tag der Pressefreiheit aufmerksam. Die Botschaft der Künstlerin: „Free you, free me, free us, free them“ („Befreie Dich, befreie mich, befreie uns, befreie sie“)
In vielen Ländern ist die Pressefreiheit akut bedroht, werden Journalisten getötet, verhaftet, verschleppt, Medien mundtot gemacht. Auch in demokratischen Ländern gerät die unabhängige Presse immer wieder unter Druck, hierzulande nicht zuletzt durch Hasskommentare aus dem Netz, „Lügenpresse“-Kampagnen und sogar daraus erwachsende körperliche Bedrohungen und Angriffe auf Journalisten. Hinter solchen Angriffen sowie der wachsenden Anzahl von gefälschten Nachrichten („Fake News“) stünden gezielte Interessen, das Vertrauen der Bevölkerung in eine umfassende und wahrheitsgetreue Berichterstattung der Medien zu erschüttern, sagte gestern der BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff. Es sei Aufgabe gerade auch der Zeitungen, mit gutem Journalismus gegenzuhalten und die täglichen Arbeitsprozesse transparent zu machen.
Das MT hatte sich schon an der 2016 erstmals durchgeführten Aktion beteiligt, damals wurde das Titelseiten-Motiv vom Künstler Ai Wei Wei gestaltet und in Minden allein und freistehend unter dem üblichen Zeitungskopf veröffentlicht. In diesem Jahr hat die Redaktion das Nachdenk-Titelmotiv von Yoko völlig frei auf der Seite platziert, den Rest weiß gelassen und auch den Zeitungskopf so stark im Druck abgeschwächt, dass er nur noch wie eindurchscheinendes Element der dahinter liegenden Seite erscheint. Ergänzt wird dieser Titel mit einer Doppel(„Panorama“)seite zur weltweiten Lage der Pressefreiheit und einer themenbezogenen Anzeige des BDZV. Der insgesamt vierseitige Bogen bettet den dann mit einer „normalen “ Titelseite beginnenden ersten Teil der Zeitung („erstes Buch“) – hier wird die Aktion auch erklärt – sozusagen in das Thema Pressefreiheit ein. Auf diese Weise macht das Produkt den Leserinnen und Lesern deutlich, dass sie den vertrauenswürdigen Inhalt ihrer täglichen Zeitung einem für Demokratien unschätzbaren Gut verdanken. Einem Gut, das nicht selbstverständlich ist, sondern weltweit bedroht ist und – auch immer wieder hierzulande – erkämpft und verteidigt werden muss.
Von Christoph Pepper, Chefredakteur