
„Manche mögen sich wundern, warum datt Dingen Keller heißt“, sagt Brauer Bernhard und klärt die Gäste auf: „Inne Brauerei heißt alles Keller.“ Allgemeine Heiterkeit. MT-Leser Bernd Meier (Porta Westfalica) hat andernorts schon an einigen Brauereibesichtigungen teilgenommen. „Dies war mit die beste“, stellt er vor dem anschließenden Imbiss fest. „Brauer Bernhard hat es perfekt gemacht.“

„Bier macht entspannt, wenn man es in Maßen einsetzt“, sagt Brauer Bernhard, der vielen auch als „Gambrinus“ bekannt ist. Gemäß dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 besteht auch das gute Barre aus nur vier Zutaten, verbunden durch die alkoholische Gärung: Wasser aus einer Quelle im Wiehengebirge und zwei Brunnen, Hopfen aus der Holledau, Malz aus Sommergerste sowie Hefe, von Barre selbst gezüchtet.
Verbundenheit mit den Menschen und der Region
Im hauseigenen Labor werden pro Monat bis zu 3.000 Proben untersucht, zum Beispiel von Malz oder Hopfen, denn man mit der Qualität nimmt man es an der Berliner Straße sehr genau. Barre investiert zudem regelmäßig in modernste Technik.
Privatbrauerei – dabei soll es auch bleiben. Christoph Barre, der das Unternehmen (93 Mitarbeiter inklusive Azubis) in sechster Generation führt, wird nicht müde zu wiederholen, wie wichtig ihm Unabhängigkeit ist, spürt Verantwortung als Arbeitgeber, Verbundenheit mit den Menschen und der Region. MT-Leserin Margit Pollheide aus Minden gefällt das. „Wir stehen der Brauerei mit dem größten Wohlwollen gegenüber, weil es ein heimisches Bier ist“, sagt sie.

Zurzeit läuft im Museum eine Ausstellung über Louis Barre, den zweitgeborenen Sohn von Firmengründer Ernst Johann Barre. „Er hat Erfolgsgeschichte geschrieben“, sagt Brauer Bernhard. Als Louis 1878 die Firma übernehmen soll, studiert er gerade Chemie in Chemnitz, was sich später als glückliche Fügung erweisen soll.
„Wir haben dann Sektpullen genommen“
Louis‘ Frau Amalie ist die Nichte von Johann Georg Poppe, Architekt im Dienste des Norddeutschen Lloyd (NDL). Im Jahr 1892 vermittelt Poppe einen Liefervertrag zwischen der Reederei NDL und Louis Barre. Lübbecker Bier, das sich durch lange Haltbarkeit auszeichnet, kann fortan mit Schiffen in die ganze Welt exportiert werden. „Wir haben 80 Prozent unseres Umsatzes im Ausland gemacht“, erzählt Brauer Bernhard.
Louis hat sein Chemie-Wissen genutzt: In der Lübbecker Brauerei steht bereits 1881 eine von wenigen deutschen Kältemaschinen, angetrieben mit Dampfenergie. Sie verhilft untergärigem Lagerbier zum Durchbruch, weil dies dank der Maschine ganzjährig hergestellt werden kann, und macht das Unternehmen unabhängig von Eis aus der Natur. Eis ist nötig, denn es stoppt die Gärung.
Lagerbier wird bei niedrigen Temperaturen viele Wochen gelagert und ist zudem länger haltbar. Vorher konnten untergärige Biere nur in der kalten Jahreszeit hergestellt werden. Gleichzeitig wird Louis Barre so zum Wegbereiter für die spätere Verbreitung der Marke Pilsener, die ebenfalls untergärig ist.


Zur Abfüllung: „Die schnellste Geschwindigkeit, die wir vernünftig fahren können, sind 36.000 Flaschen pro Stunde. Bei Bügelflaschen sind wir nicht so schnell“, rechnet Brauer Bernhard vor. Theoretisch wären 45.000 Pullen mit Kronkorken möglich, doch da kann die neue Flaschenwaschmaschine für 1,3 Millionen Euro nicht mithalten, die dafür energieeffizient arbeitet und 50 Prozent einspart. Ein 50-Liter-Fass wird übrigens in 26 Sekunden befüllt. Das nennt man Druckbetankung.
Von Stefan Lyrath
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