Eine gemütliche Wohnung mit Top-Aussicht, stadtnah, Kinder erwünscht. Allerdings liegt überall Pferdemist herum – und darum eignet sie sich vorzugsweise für ein nettes Storchenpaar. Die höchste Nisthilfe im Mühlenkreis findet sich in einer Höhe von 30 Metern auf dem Werbeturm des Druckhauses J.C.C. Bruns am Trippeldamm.

Nestbau in luftiger Höhe: Dr. Alfons Bense auf dem Werbeturm von J.C.C. Bruns am Trippeldamm. MT-Foto: Manfred Otto
Bei kaltem aber sonnigem Wetter richten Lothar Meckling und Dr. Alfons Bense vom Aktionskomitee „Rettet die Weißstörche“ das Nest für den Einzug her. Eimerweise schleppt Storchenvater Dr. Bense Pferdeäpfel und Hackschnitzel an, die in der runden Nisthilfe aus haltbarem Eichenholz (1,20 Meter Durchmesser) verteilt werden. Seit elf Jahren ist der 59-Jährige ehrenamtlicher Storchenvater und weiß daher genau, worauf die Großvögel achten, wenn sie in diesen Tagen aus wärmeren Ländern zurückkommen und auf Wohnungssuche sind. Wichtige Voraussetzung ist die passende Umgebung: Nahrungsangebote aus Tümpeln, Wiesen und Feldern sollten vorhanden sein. Lothar Meckling: „Hier am Trippeldamm sind wir ganz in der Nähe der Bastauwiesen. Darum eignet sich der Standort gut für einen Horst.“ Denn das liebste Fressen der Vögel sind kleine Nage- und Säugetiere, hauptsächlich Mäuse. Würmer gibts für den Nachwuchs. Eine gute Voraussetzung für gefiederte Untermieter ist es außerdem, wenn der Horst exponiert steht und gut angeflogen werden kann; diese Voraussetzung ist bei Bruns ebenfalls gegeben.

Durch die Röhre: Über 92 Stufen führt die schmale Treppe im Werbeturm nach oben. Sicherheitsfachkraft Jochen Squarra ist beim Auf- und Abstieg mit einem Seil gesichert. MT-Foto: Manfred Otto
Je natürlicher der Horst aussieht, umso besser. Daher legt Dr. Alfons Bense gemeinsam mit Sicherheitsfach- kraft Jochen Squarra die Nist- hilfe mit Pferdeäp- feln, Hackschnit- zeln und Ästen aus. Um dort oben hinaufzukommen, müssen die beiden zunächst in die Röhre: 92 Stufen im Inneren des Turmes sind zu bewältigen. Zwar sind die beiden Männer mit Sicherungsseil und Auffanggurt ausgestattet, aber dennoch: Für Menschen, die unter Klaustrophobie oder Schwindel leiden, ist das nicht geeignet. Aber Bense und Squarra sind solche Höhen gewohnt. Zum Abschluss spritzen sie noch etwas weiße Farbe auf das Nest. So soll der Eindruck von Kotspritzern entsteht – aus Sicht der Vögel ein Qualitätsmerkmal.
Dr. Alfons Bense freut sich über die neue Nisthilfe: Es sei ein „schönes Symbol“, dass nach mehreren alten Fachwerk-Bauernhäusern im Kreis nun auch ein modernes Unternehmen einen Horst einrichte, zumal an einer so prominenten und gut sichtbaren Stelle auf einem Werbeturm. Bei aller Mühe: Ob sich schließlich ein Storchenpaar am Trippeldamm ansiedeln wird oder nicht, muss die Zeit zeigen. Lothar Meckling: „In vier Wochen sind wir schlauer.“ Und wenn es 2011 nichts wird, vielleicht klappt’s 2012…
Autorin: Anja Peper, Lokalreaktion