Der Winter ist vorbei, Gottseidank. Obwohl: Minden hat in diesem Winter die größte Chance ihrer 1212- jährigen Geschichte verpasst. Minden hätte Olympiastadt werden können. Für den Skilanglauf hatten die städtischen Betriebe extra die Radwege nicht von Schnee und Eis geräumt. Eislaufen wäre wie gewohnt nach Barkhausen verlagert worden. Aber mit dem „Mindener Slalom“ wäre die Stadt richtig in die olympischen Analen eingegangen. Da hätte sich der Bürgermeister mal so richtig gefreut und seinen Stellvertreter den Startschuss abgeben lassen. Alles vorbereitet.
Aber war nix mit Olympia. Die Enttäuschung der Organisatoren sitzt noch so tief, dass sie die Slalomstrecke noch nicht geräumt haben. Das MT hatte Gelegenheit, das 340 Meter lange Geläuf abzufahren. Hier unser Bericht. Gestartet wird am Kaak. Aber mit Anlauf, elegant die Arkadensäulen, Kaugummiautomaten und Gemüseauslagen an der Königstraße umfahrend. Dann zwischen Goldschmuck- und Reise-Reklamereitern auf die Strecke, geduckt unter den beiden Toren eines Zeitungsverlages hindurch.
Rechts fünf Kleiderständer sind bei zu viel Schwung gut als Fangzone. In Wedeltechnik zwischen Einladungen zum Döner, Passfoto und Nagelabfeilen und Ständern mit Putzmitteln hindurch, in hohem Tempo an den Zuschauern in den Sitzgruppen einer Bäckerei vorbei.
Kurzer Blick nach rechts zur Pressetribüne, wo die Stative und Fotoalben stehen, geht es nach 160 Metern auf das Steilstück, auf dem links wie rechts etliche Reklamereiter als Torstangen die Strecke markieren. Zunächst nicht, weil hier ein Laden leer steht. Aber dann: Nach Brillen-, Kneipen- und Reise-Werbetor wartet der gefährlichste Teil. Zuerst sind fünf Stoffständer zu umwedeln, dicht dahinter die Mobilfunk- und die Fastfood-Ständer. Knapp dahinter am Restaurant sind wieder viele Zuschauerplätze, denn man weiß, beim Kreuzungsverkehr mit Kellnern kommt es immer wieder zu spannenden Situationen.
Nun wartet der Mindener Vierer, vier Reklamereiter auf engstem Raum. Geschafft, trotz Gegenverkehrs. Kurz durchatmen und mit Schwung durch das Pasta-Doppeltor und hinter dem Reisebüro Arme hochreißen und sich vom Publikum auf der anderen Marktseite bejubeln lassen.
Zu recht, denn beim Mindener Slalom sind auf 340 Metern vom Kaak bis zum Scharn 56 Reklamereiter, 53 Verkaufsständer, drei Kinderspielgeräte, 20 Straßenlampen, zwei Telefonsäulen und fünf sonstige Hindernisse zu umkurven. Zuschauern stehen sieben Sitzgruppen und zehn Bänke direkt an der Strecke zur Verfügung.
In dem Sinne:
Schönes Wochenende wünscht
Hartmut Nolte