Liebe Geschlechtsgenossinnen! Grundsätzlich ginge ich hin, ginge wirklich gern – aber nein, das ist aus und vorbei, ich geh definitiv gar nicht mehr hin, ich halt das nämlich nicht aus! Und das liegt nicht an den Temperaturen! Nein, es liegt einzig und allein daran, dass ich meinen Kreislauf bei gefühlten 180 Grad nicht auch noch zusätzlich durch einen Wutausbruch strapazieren will! Denn das würde unweigerlich passieren. Wie ein wild gewordener, durchgeknallter Dampfdrucktopf würde ich kreuz und quer durch die Sauna knallen. Aber nein, das wird nicht passieren! Obwohl ich Grund dazu hätte.
Letztens freute ich mich auf einen ruhigen, entspannenden Abend in der Damensauna. Doch weder das eine noch das andere traf ein. Vielmehr und eigentlich schon nach dem ersten Saunagang war ich gar gekocht. Und das kam so: Nach einigem Suchen hatte ich einen freien Quadratmeter in der Bio-Kräutersauna erspäht.
Nix wie rein, gegrüßt und bequem gemacht. Alsbald hub die vorsitzende (weil älteste) Saunaschwester an zu berichten. Irgendein (selbstverständlich nicht anwesendes) weibliches Wesen hatte sich im Alter von Mitte 70 mit einem Kerl behängt („So was Überflüssiges“). Aufgeregtes Gemurmel der anderen sieben. Angesiedelt in der ganzen dem weiblichen Geschlecht zur Verfügung stehenden Bandbreite zwischen Anerkennung und Missachtung. Man erging sich in Details – die ich den von Natur und Geschlechts wegen interessierten Leserinnen an dieser Stelle bewusst vorenthalte. Nach der Abhandlung des Themas Männer drängte sich das Thema Krankheit (inklusive altersbedingter Ausfälle) geradezu auf. Auch dies wurde genüsslich in voller Lautstärke ausgebreitet (Hey, Ihr in der Sauna nebenan! Habt Ihr alles mitgekriegt?). Ich verzichte auf die Darstellung des Themas Kleidung. Nicht nur, weil sich der Saunabesuch selbstredend textilfrei gestalten sollte, sondern in erster Linie, weil ich währenddessen mein Heil in der Flucht ergriffen habe.
Liebe Geschlechtsgenossinnen! Gehe ich in die Sauna, will ich entspannen! Relaxen. Meinen eigenen Gedanken nachgehen – wenn überhaupt! Da interessieren mich Eure Männergeschichten nicht, keine drohende Krankheit und erst recht kein Modediktat. Liebe Organisatoren! So ambitioniert das Angebot „Damensauna“ auch ist, direkt drunter sollte der Zusatz stehen: „Nur für Cliquen, Kegelclubs und Schwerhörige“.
Damensauna! Sie wird jedem Klischee gerecht! Aber fortan ohne mich! Ich schwitze lieber schweigend vor mich hin. Oder schubse ab und zu meinen Begleiter an. „Sag doch mal was!“ „Hmm.“ Wie erfrischend entspannend!
Sabine Morche