Kellerkalt oder kühlschrankkalt? Das brauche ich meinen Kumpel Achim gar nicht zu fragen. Dem kann das Bier nicht kalt genug sein. Mein empfindlicher Magen mag gemäßigte Temperaturen beim Gerstensaft. Bei lau – Flasche steht offen in der Küche – würde sogar meine Frau protestieren. Aber warmes Bier? Das wurde zu meinen Kindertagen Erwachsenen bei Erkältungskrankheiten empfohlen. Naja, ich weiß nicht: erst einen roten und dann einen dicken Kopf?
Aber jetzt wird der Biertemperatur die Schaumkrone aufgesetzt. Mit dem Glühbier. Das soll es angeblich auf dem Mindener Weihnachtsmarkt geben, der damit einmal mehr seine Einmalstellung unter allen Weihnachtsmärkten unterstreicht.
Heißes Bier? Wo gibt es denn so was? Na klar, wo sonst: Das kommt aus Belgien! Soll dort von einem Informatikstudenten erfunden worden sein. Wohl aus Todessehnsucht oder Langeweile im 27. Semester.
Ja ja, die lieben doppelsprachigen Nachbarn: seit Rekordzeiten keine Regierung, uns den Weltmeistertitel im Biertrinken abnehmen, von den Niederländern wegen ihrer Vorliebe für Pommes verspottet und jetzt das Glühbier! Auf Betriebstemperatur gebracht mit einem „Durchlauferhitzer“ (Das mache ich doch schon bisher so: oben kaltes Bier rein, unten warm wieder raus). Geschmack laut Produktwerbung „wie Glühwein nach Kirsche“. Und in diesem pi-warmen Getränk ist Süßstoff drin! Süßstoff im Bier! Wo soll das noch hinführen? Lieber Gott, zeig den Belgiern mal das deutsche Reinheitsgebot.
Bier, schönes kristallklares kühles Bier in einen Topf schütten und erhitzen, bis der Schaum weg ist? Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt. Und es gibt im Internet schon richtige Rezepte für das Glühbier. Von wem? Von den Koch-Banausen natürlich.
Vielleicht hätten die Erfinder das auf Deutsch Heißbier nennen sollen. Bei mir wird Glühbier leicht zu Glühbier-nee.
Oder sollte ich es doch mal pro-bier-en?
In diesem Sinne ein schönes Wochenende
Hartmut Nolte, Lokalredaktion