Es gibt Dinge, über die redet man ungern, weil sie als peinlich empfunden werden. Zum Beispiel über einen schuldhaft verursachten Autounfall. Wie ich weiß, seit ich selber betroffen bin, gehört auch das Thema Wasserschaden zu den Tabuthemen.
Ja, ich gestehe: Ich hatte einen Wasserschaden in meinem Haus. Ein Sperrventil hatte seine Funktion verweigert und strahlend war das Wasser in den Raum gelaufen, hatte mal geguckt, was auf dem Flur los ist, einen feuchten Blick tief ins Schlafzimmer getan, dann – der Schwerkraft folgend – sich über die Treppe und in den Wänden in den Keller begeben, noch einen Abstecher in die Elektrozentrale des Hauses genommen und sich dort einen Schlag geholt, bevor es von meiner Frau und mir bemerkt und gestoppt wurde.
Vier Wochen haben wir die Trocknungsgeräte im Haus gehabt. Mit mehr als 2000 Kilowattstunden wurden Schlafzimmer auf 32, Flur auf 26 und Keller immer noch auf 23 Grad erhitzt. Grund genug also, darüber zu reden, zumal man ja glaubt, der einzige zu sein, der so etwas erlebt hat. Oder kennen Sie jemanden aus Ihrem Bekanntenkreis, der sich mal mit einer Wasserschadensmeldung wichtig gemacht hat?
Nein? Eben, weil das ein Tabu ist. Aber als wir mit all den wasserschadensbedingten „Malässen“ angeben wollten, kam es von überall: „Das hatten wir auch, kurz nach dem Umzug“, oder „Bei uns war es noch schlimmer, sechs Wochen haben die Trockner gedröhnt, eure sind ja richtig leise.“ Kaum einer, dem nicht schon mal die Kubikmeter durchs Haus gelaufen sind.
Das Gespräch kommt dann naturgemäß schnell auf das Thema Versicherung. Und da muss ich eine Lanze für diese verkannte Branche brechen, die ihr bisher schlechtes Image (woher bloß?) mit einer Riesen-Werbekampagne zu ändern versucht: Ihr sollt mir nichts versichern, sondern mir zuhören. „Wozu brauche ich Begriffe wie Beitragsbemessungsausschlussgarantie?“, fragen einen die Werbe-Schauspieler aus dem TV-Gerät heraus.
Meine Gebäudeversicherung (ich darf den Namen nicht nennen, auch wenn es nur eine kleine mit Hauptsitz in einem kleinen Dorf westlich von Minden ist) macht das anders. Mit progressiver Kundenberatung. Ich selbst wäre nie darauf gekommen, was alles passieren kann, wenn man nicht den letzten Tropfen Wasser aus Wänden, Decken und Türen holt, wo es einen Experten gibt, den zwar die Versicherung direkt bezahlt, der aber den Schaden aus Sicht der Geschädigten betrachtet usw.?
Dann ist ein Wasserschaden eigentlich kein Thema mehr im Bekanntenkreis.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte, Lokalredaktion