Narrenhände beschmieren Tisch und Wände, reimt ein altes Sprichwort. Dass Narren eben solche sind, weil sei abstreiten solche zu sein, ist bekannt. Welcher Graffiti-Sprayer würde schon zugeben, dass er ein Narr ist, sich zumindest närrisch benimmt? So wie in dem Sprichwort angedeutet, mit dem man kleine Kinder über ihr Fehlverhalten informieren oder die Sprücheschmierer in Buswartehäuschen und auf Männerklos mit Verachtung strafen will.
Aber man muss sich mal auf die geistige Ebene der Graffiti-Narren begeben, um ihre Motivation zu ergründen und dann Gegenmittel zu entwickeln. Ein Impfserum entwickelt man ja aus eben den Viren, die man bekämpfen will.
In Minden hat man offenbar, wie ich gestern Morgen ganz frisch sah, ein Graffiti-Gegenmittel gefunden. Das heißt: Male selbst, bevor es andere tun. Geschehen ist das am Häuschen auf dem Gelände des Wasserwerks am Straßenverkehrsamt in Minden. Da hat man nicht nur einen neuen einfarbig weißen Anstrich auf die Wände gebracht, sondern in graffitiähnlicher Art ein buntes Kunstwerk geschaffen, hübsch anzusehen – jedenfalls für mich als künstlerischen Laien. Oder sollte hier etwa ein wirklicher Künstler aus der Sprayerszene am Werk gewesen sein?
Jedenfalls besser als das übliche gesprayte Geschmiere, das sich in seiner Hässlichkeit besonders den Eisenbahn-Reisenden bietet. Für das ist hier am Wasserhäuschen „leider“ kein Platz mehr. Also liebe Bahn und andere Träger öffentlicher Wandflächen, fahrbarer wie immobiler: Lasst die wahren Künstler ran, Macht Zugwaggons, Brücken und Wände bunt – bevor die Narren kommen.
In diesem Sinne: Schönes Wochenende
Hartmut Nolte (Lokalredaktion)