Nun liegen die Temperaturen ja seit ein paar Tagen wieder über dem Gefrierpunkt, aber sie sollen wieder darunterfallen. Schrecklich, sagen Sie? Sie bibbern jetzt schon vor Kälte? Nehmen Sie Ihr Problem bloß nicht so ernst, drinnen im warmen Büro oder in der gut geheizten Gaststätte, wo bestimmte Getränke bekanntlich das Einzige sein sollten, das kalt sein muss.
Es gibt Andere, die wirklich wissen, was Kälte ist. Sie gehören – ich gestehe es es im Namen all meiner Berufskolleginnen und -kollegen– zu den von uns Journalsiten Übersehenen. Wir berichten über sie, wenn sie von anderen als störend empfunden werden.
Aber wenn sie leiden, schweigen wir. Trotz ihrer noch immer großem Zahl. Allerdings werden sie wohl – nicht zuletzt wegen der Kälte – ständig weniger.
Wir Journalisten berichten wenn das Thermometer unter die Frostgrenze fällt, über alles, praktisch jeden Furz, der mit Leiden unter Kälte, Frost und Eis zu tun hat: über die hungernden Vögelein, die gefüttert werden müssen, über den Binnenschiffer, dem mit jedem Zwangsliegetag wegen Eis bis zu 1500 Euro entgehen, übetr die Post- und Zeitungszusteller, denen die Finger am Papier festfrieren, über den Autofahrer, der ab der dritten Schneeflocke nach Streuwagen und öffentlichem Schneeschieber schreit.
Aber nie über eine Gruppe, die nicht freiwillig in die sibirische Kälte geschickt wird, sondern von uns anderen ohne Rücksicht auf ihre Gefühle. Ja, die haben auch sie!
Es sind doch auch Menschen, auch wenn sie streng riechen und üble Dämpfe ausstoßen. Warum behandeln wir sie Paria, wie Ausgestoßene und verdonnern sie zum Test „Bis zu welchen Minusgraden halten Menschen eine Zigarettenlänge vor der Tür aus?“ Oder anders verbrämt: „Wirkt das Rauchverbot in öffentlichen Räumen unter Nullgrad abschreckender besser als Aufdrucke auf Zigarettenschachteln gegen Nikotin- und Teersucht?“
Jawohl, ich meine die Raucherinnen und Raucher, die wir bei Wetterbedingungen nach draußen verbannen, bei denen Frau Merkel nicht mal einen Wulff, Entschuldigung: einen Wuff, vor die Tür gejagt hat.
Man muss sich die bedauernswerten Geschöpfe mal angesehen haben, wie sie bei minus zehn Grad versuchen, sich mit zittrigen Fingern eine Zigarette anzuzünden. Wer da nicht mit leidet, dem ist das Herz eingefroren.
Also, liebe Raucher und Raucherinnen, die ihr mit Eurer Sucht so beladen seid, kommet herein in die warmen Büros und Gaststätten!
Aber macht vorher eure Zigarette aus.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte, Lokalredaktion