Die wahre „Käse-Igel-Macherin“ ist meine Frau Petra. Ich bin dabei eher „schmückendes Beiwerk“, wie meine Frau zu sagen pflegt. | Foto: Jan-Hendrik Amtage
Der Klassiker aus den 1960er- und 1970er-Jahren in neuer Form/Kleine Spieße für schöne Feste
Was waren das für Zeiten. Blond gelocktes Haar (naturblond natürlich), weißes Hemd, weiße Strümpfe und eine rosafarbene (!) kurze Hose aus Schurwolle. Und dazu ein absoluter Fan von Wikingautos und Corgi Toys. Besonders vom Batmobil dieser Marke.
Nun fragen Sie sich sicherlich, was das mit unserer MT-Adventsserie „Klops, Igel und Co.“ zu tun hat. Ganz einfach. Diese Zeit während meiner Kinderjahre fällt mir immer wieder ein, wenn es um das Thema Käse-Igel geht. Und dem werde ich mich heute widmen.
Käse-Igel war bei uns zu Hause Mitte der 1960er-Jahre angesagt, wenn Feststimmung herrschte. Beispielsweise an Geburtstagen. Und da galt es, sich schick zu machen. Ich wurde unter anderem mit einem weißen Hemd und jener rosafarbenen kurzen Hose, die auch noch kratzte, von meiner Mutter verkleidet. Rosa war damals kurzzeitig für Jungs „in“ – und ich fand das sogar cool. Wobei das in den 1960ern noch „klasse“ oder „toll“ hieß.
So herausgeputzt wartete ich sehnsüchtig auf die Gäste, deren Ankunft gleichzusetzen war mit der Aussicht, dass schon in Kürze der Käse-Igel auf den Tisch kam, den meine Eltern mit viele Liebe dekoriert hatten. Denn besonders mein Vater hatte da ein glückliches Händchen, was wohl daran lag, dass er gerne Koch geworden wäre.
Mehr als drei Jahrzehnte war diese Leckerei als Bestandteil eines kalten Buffets bei mir in Vergessenheit geraten. Bis meine Frau und ich wieder einmal zu einem wunderbaren Gartenfest bei Freunden eingeladen waren und wie immer jeder etwas zum Buffet beitragen sollte. „Was hältst du von einem Käse-Igel“, schlug meine Angetraute vor. Und rannte damit bei mir offene Türen ein, verbunden mit vielen Erinnerungen an die Kindheit.
Damals bestand der Käseigel vor allem aus Butterkäse und Tilsiter, manchmal auch ergänzt mit jungem Gouda – alles mit Weintrauben und Mandarinenstückchen versehen. Und mit diesen „ekelhaften“ Cocktailkirschen. Die ich allerdings heute zu schätzen weiß.
Gekauft wurde der Käse unter anderem im Butterhaus am Kaak. Die bunten Spieße gab es bei Becker am Markt und Hagemeyer, als das Modehaus noch ein Kaufhaus war. Die kleinen Plastikdolche wurden allerdings immer nur zur nötigen Menge ergänzt. Wegwerfen war nicht angesagt, sondern die grünen, gelben, hellblauen und rosafarbenen Spieße wurden fein säuberlich nach dem Gebrauch abgespült- von meinen Eltern. Ich hatte währenddessen anderes zu tun. In rosafarbener kurzer Hose mit dem Batman-Mobil spielen – beispielsweise.
Wenn ich heute mit meiner Frau vor der Käsetheke des Supermarktes unseres Vertrauens stehe, dann frage ich mich, was unsere Vorfahren wohl beim Anblick dieser riesigen Auswahl denken würden. Denn auch damals waren Käse-Igel beliebt – ganz ohne völlig exotische Käsesorten wie Basilikum-Gouda oder Wasabikäse.
Ein Klassiker kombiniert mit modernen Leckereien
Dennoch haben natürlich auch wir inzwischen den Käse-Igel dem 21. Jahrhundert angepasst, wobei wir bei den Käsesorten schon eher klassisch bleiben: Für unseren Advents-Käse-Igel haben wir beispielsweise mittelalten Gouda, Emmentaler und Appenzeller verwandt – also die etwas herzhaftere Richtung gewählt.
Unser „Käse-Igel 2.0“ – wie man im Internetzeitalter Veränderungen zu kennzeichnen pflegt – wird ergänzt durch Mozzarella-Sticks, Backpflaumen im Speckmantel, kleine Frikadellen aus Thüringer Mett und Lachsröllchen. Dekoriert wird mit Weintrauben, Tomaten, schwarzen Oliven aber auch frischer Ananas und frischem Basilikum. Der Mix deckt eine Art kleines Buffet ab, bei dem man immer mal wieder zugreifen kann. Vor allem wer Käse nicht gerne mag oder unter Unverträglichkeit leidet, der hat ebenfalls Freude an diesem „Käse-Igel 2.0“.
In der Familie und im Freundeskreis wird der Snack gern gegessen. Und wie beim „Arbeitsessen“ mit Freunden für diesen Teil der MT-Adventsserie, werden immer viele Erinnerungen wach an die Kinderzeit, als wir uns auf die stacheligen Leckerbissen freuten -damals im Sonntagskleid selbstverständlich.
Käse-Igel 2.0
Grundform für den Käse-Igel: Styroporhalbkugel (im Bastelgeschäft erhältlich) mit Alufolie abgedeckt.
Käsesorten – je nach Belieben.
Backpflaumen im Speckmantel: Backpflaumen mit Schinkenspeck umwickeln und in Pfanne erhitzen. Kalt aufstecken.
Lachsröllchen: Für zwei dünne Pfannkuchen ein Ei, eineinhalb gehäufte Esslöffel Mehl aufschlagen und mit Milch cremig rühren, dann mit Salz und Pfeffer abschmecken und in heißer Pfanne backen. Abgekühlte Pfannkuchen mit cremig gerührtem Kräuterfrischkäse einstreichen und den geräucherten Lachs auflegen. Die Pfannkuchen dann fest aufwickeln und mit Frischhaltefolie umwickeln. Über Nacht die Lachsrolle fest werden lassen. Dann in kleine Scheiben schneiden und auf den Käse-Igel aufstecken. Guten Appetit!
Hans-Jürgen Amtage, Lokalredaktion