Rezept schaffte es nicht zum Klassiker / Traditioneller Snack an einem Samstag in den Siebzigern
Dänisches Brot ist ein Rezept der siebziger Jahre. Nie gehört? Macht nichts, scheinbar reichte das Geschmackserlebnis nicht aus, um es zum Klassiker zu machen. Für die schnelle Küche ist es jedoch perfekt.
Ins Haus schneite dieses Rezept über eine Freundin meiner Mutter, die vor allem für die überflüssigen Dinge des Lebens zuständig war: Kultur, Reisen und exotische Rezepte. Meine Mutter ging mit Adele zum Ikebana (das erzählte ich meinen Freunden lieber nicht, so komische Hobbys hatte keine andere Mutter) und gingen in Theaterstücke, die meine Mutter sonst nie gesehen hätte. „Das kommt von Adele“ bedeutete meist: Eigentlich ist das nichts für uns, weil zu ungewöhnlich. Aber ausprobieren tun wir´s doch.
Kurzum: Adele beeinflusste unsere Familie in vielen Bereichen. Nicht zuletzt bei Rezepten. Einige ihrer Gerichte (zum Beispiel Zwiebelkuchen) wurden zu Klassikern der Familie Hyna, auch wenn meine Oma (Jahrgang 1911) nicht viel davon hielt.
Adele hatte nur ein Kind und war berufstätig, meine Mutter drei Kinder und blieb zu Hause. Weil ihr das zu wenig war, engagierte sie sich ehrenamtlich im Gemeinderat und in der Frauengemeinschaft, war also viel unterwegs. Manchmal blieb keine Zeit für ein richtiges Essen. Da Essen in unserer Familie aber eine wichtige Rolle spielte, nahm Mama gerne alle Anregungen auf. Schließlich wollte sie auf dem neuesten Stand sein.
Dänisches Brot gab es ab Mitte der siebziger Jahre gerne am Samstagabend. An diesem Tag wurde oft schon das Essen für den Sonntag vorbereitet. Das Mittagessen bestand meist aus Eintopf, abends aß man vor dem Kirchgang auch was Warmes – es war ja Wochenende. „Dänisches Brot war ein schöner Snack“, sagt meine Mutter rückblickend. „Sonst gab es ja nur Kartoffelsalat mit Würstchen, das war mal was anderes.“
Wir Kinder waren zunächst skeptisch, die rohe Masse auf dem Toast sah höchst unappetitlich aus. Wie schon mal gegessen. Die Bestandteile sind Käsecreme, gekochter Schinken, Zwiebel und Eigelb. Doch beim Überbacken entfaltete sich der pikante Geschmack, die goldgelbe Farbe tat ihr Übriges: einfach lecker.
Cool war auch, dass keiner wusste wovon ich sprach, wenn ich unser Abendessen erwähnte. In meiner Ausgehzeit gab der unnachahmliche Zwiebelgeruch oft Aufschluss: Ich weiß, was du heute Abend gegessen hast. Wenn eine wichtige Party bevorstand, dankte ich dann manchmal ab. Übrigens: Als Familie Hyna 1981 eine Skandinavien-Rundreise unternahm und auch Dänemark streifte, suchten wir weit und breit vergeblich nach dänischem Brot.
In den neunziger Jahren zog ich zum Studium nach Münster. Zum Abschied gab Oma mir einen Zettel mit dem abgetipptem Rezept mit – den ich übrigens bis heute besitze. Unter das Dänische Brot hatte sie mir noch das Rezept für Toast Hawaii geschrieben. Ehrlich gesagt, wurde mein Kochrepertoire damit um 50 Prozent erhöht. Und das besondere Brot zog weitere Kreise von meinem Heimatort Weeze bis Münster und von da in die Welt. Für alle, die mich bisher nicht auf meinem Weg begleitet haben, kommt hier das Rezept.
Dänisches Brot
Zutaten: 4 Scheiben Toastbrot, 50 Gramm Butter oder Margarine, 2 Ecken Käsecreme, 125 Gramm gekochter Schinken, 1 kleine Zwiebel, 1 kleines Eigelb, etwas Paprikapulver.
Zubereitung: Toastbrot leicht toasten. Die Butter schaumig rühren, mit Käse, gewürfeltem Schinken, Zwiebeln und Eigelb vermengen und Toast damit gleichmäßig bestreichen. Pikant abschmecken. Bei 180 Grad etwa zehn Minuten überbacken.
Claudia Hyna, Lokalredaktion