Für die einen sind es nur kleine bunte Bildchen. Für andere ist es eine heiß geliebte eigene Kunstform, von der übrigens ganze Bibliotheken hochgelehrter wissenschaftlicher Literatur handeln. Comics gehören seit dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts zum festen Angebot von Zeitungen in aller Welt – und das durchaus nicht nur für Kinder.
Das Mindener Tageblatt macht da keine Ausnahme, wenngleich die Comic-Ära hier erst am 8. August 1960 begann. Damals hielt der legendäre Disney-Hund „Strolchi“ Einzug im MT, in der Woche untergebracht im zu dieser zeit noch regelmäßig auf der Kulturseite veröffentlichten Fortsetzungsroman, samstags auf der neu begründeten Kinderseite des MT – diese damals übrigens eine weit vorausschauende Pionierleistung. Fortan trieben der liebenswürdige Mischling und seine Freunde täglich ihre gutmütigen Spaße im MT – fast 36 Jahre, mehr als 10.000 Folgen lang bis zum 2. September 1995.
Knapp ein Jahrzehnt lang amüsierten anschließend die von Brant Parker und Johnny Hart gezeichneten und betexteten schrägen Figuren des Strips „Magnus der Magier“ die Comic-Freundemit ihrem oft bitterbösen Schabernack. Die bei näherem Hinsehen wenig mittelalterliche Welt des „Wizard of Id“ – so der amerikanische Originaltitel – karikierte unverblümt und bissig das Hier und Heute der Politik, aber auch der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Auch die Welt von Calvin und Hobbes war nicht das, was sie auf den ersten Blick schien. Zwar verschlingt der sechsjährige Calvin wie andere Altersgenossen Comics, baut Baumhäuser und kaut Kaugummi. Mädchen kann er nicht viel abgewinnen, zur Schule hat er ein eher gespanntes Verhältnis. Vor allem aber hat er eine mehr als lebhafte Phantasie. Sein bester Freund ist Stofftiger Hobbes, den nur er als lebendiges Wesen wahrnimmt – manchmal wild, oft schläfrig und alles in allem ziemlich stolz darauf, eine richtige Raubkatze zu sein. Doch wo führen Sechsjährige im wirklichen Leben eigentlich philosophische Diskurse mit ihren Stofftigern? Ohnehin ist Calvins Blick auf die von Erwachsenen bestimmte Welt bestürzend hellsichtig, wenn er zum Beispiel feststellt: „Das sicherste Anzeichen dafür, dass anderswo im Universum intelligentes Leben existiert, ist, dass noch niemand versucht hat, mit uns Kontakt aufzunehmen.“ Bill Watterson zeichnete den Strip, der mit Abdrucken in weltweit mehr als 2400 Zeitungen einer der populärsten Vertreter dieser Gattung überhaupt wurde und zahlreiche Preise gewann.
Seit Dezember 1999 haben die Abenteuer von Calvin und Hobbes die Comic-Freunde unter den Leserinnen und Lesern des Mindener Tageblatts begleitet – zunächst bis 2004 in der Wochenendausgabe, seit 2005 dann täglich. Bill Wattersons längst klassischer Strip um die Ein- und Weltsichten des notorisch jeden Erziehungsversuch sabotierenden Erstklässlers Calvin und seines lebensklugen Stofftigers Hobbes war – siehe oben – einer der größten Erfolge der Comic-Geschichte. Dennoch hat sein Autor ihn nur begrenzte Zeit – 1985 bis 1996 – gezeichnet und dann eingestellt.
Mitte Januar wird das MT endgültig alle Folgen gedruckt haben. An der Nachfolger-Suche wollen wir die Leserinnen und Leser beteiligen. Dazu gibt es hier im Blog eine Seite, auf der wir mögliche Kandidaten kurz in Wort und Bild vorstellen. Unter jedem Beispiel gibt es einen Button, mit dem entsprechend abgestimmt werden kann. Außerdem freuen wir uns natürlich über Reaktionen und Meinungsäußerungen per Mail, Post, Fax, Facebook, Twitter, Google+.
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Autor: Christoph Pepper