Manchmal rollen meine Kinder genervt mit den Augen. Starten, nebeneinandersitzend, wie auf geheime Absprache. Zwei, drei Mal energisch herum und dann schauen sie sich an mit diesem tiefen, nur unter Geschwistern möglichen Blick – oh Gott, sie spinnt mal wieder!
Ich sitze den beiden gegenüber und freu mich wie verrückt über dieses schöne Lob. Meine allergrößte Freude ist jedoch ein völlig genervtes: „Mama!“ mit dem Nachsatz „Erzähl das bloß nicht rum“ und der Krönung durch ein nachdrückliches: „Das ist peinlich!“ Wobei die Betonung des Wortes „peinlich“ gleichzeitig Gradmesser der begangenen oder noch zu begehenden Peinlichkeit ist. Je tiefer und eindringlicher, desto peinlicher, desto mehr freut es mich.
Peinlich kann der neue Haarschnitt sein („wie kurz wird es nächstes Mal?“), neue Klamotten (Hose mit Löchern, Jacke zu modern, Rock zu kurz, Schuhe zu hoch etc. pp), Inlinertouren in fortgerücktem Alter, laute und/oder nicht die richtige Musik im Auto – am schlimmsten bei geöffnetem Dach und bloß nicht beim Abliefern an der Schule! – oder der Besuch falscher Konzerte, wie beispielsweise das Rammstein-Konzert letztens. Da wurde mir dann tatsächlich mitgeteilt, dass die Band in Weißrussland als Staatsfeind eingestuft wurde. Und erhielt deshalb die Doppel-Klassifizierung: „Mama, das ist voll peinlich! Erzähl das bloß nicht rum!“
Ich find’s großartig! Und durchlebe wie meine Kinder eine pubertäre Phase. Wenn auch der revolutionäre Anteil bei mir deutlich sanfter ausgeprägt ist – dafür bereitet mir die Pubertät diesmal außerordentlich mehr Freude. Pickelfrei ist sie obendrein! Meine jedenfalls!
(Ernsthafterweise sei eingefügt, dass sich die Entscheidung, erst später Kinder zu bekommen, damit als gar nicht so dumm erweist. Man ist einfach abgeklärter.) Sollen sie also weiter mit den Augen rollen, meine beiden.
Ach übrigens, Mädels, bevor ich’s vergesse: Fürs Wochenende ist ’ne Motorradtour geplant!
In diesem Sinne: Ein schönes sonniges Pfingswochenende!
Sabine Morche (Lokalredaktion)