Heute morgen fiel mir eine Karikatur von Hans Traxler aus einem uralten „Stern“ ein. Darauf war ein Mann zu sehen, der die Wände einer Toilette mit Graffitti (das waren damals noch Blumen und andere Bilder) „verzierte“. Die Karikatur brauchte keine Unterzeile, denn ins Bild hatte Traxler ein Schild gezeichnet, auf dem stand: „Bitte hinterlassen Sie die Toilette so, wie Sie sie vorzufinden wünschen.“ Genau das hatte der Mann getan.
Diese Karikatur erinnerte mich an ein kleines Erlebnis vor wenigen Tagen. Ich wollte mit dem Auto vom Schwabenring nach links in die Lübbecker Straße abbiegen, hatte schon fast Ampelgelb, als ein Radfahrer mit affenartigem Tempo von der Mindener Straße auf mich zuschoss. Was macht der jetzt? Wohin will der?
Doch dann nahm er den Arm rechts raus und signalisierte mir, dass ich fahren könne. Er hatte sich wohl in meine Situation hineingedacht und mir so geholfen. Er hatte das getan, was er als Autofahrer wohl auch erwartet hatte, eben wie der Traxler-Mann in der Toilette, wie er es gern vorfinden würde.
Bleibt man nur beim Straßenverkehr, gibt es viel alltägliche Situationen, in denen das Miteinander unterschiedlicher, und vor allem unterschiedlich schneller Teilnehmer, dadurch leichter und stressfreier würde, wenn man sich so verhält, wie man es an der Stelle des jeweils anderen erwarten würde. Und jetzt auf schneeglatten Straßen erstrecht.
Als Radler nicht mal eben noch auf die andere Straßenseite und dem Autofahrer ein Schrecksekunde bescheren, oder als Autofahrer nicht beim Einbiegen stur auf dem Radweg stehen bleiben oder als Lkw-Fahrer nicht mit dem 40-Tonner mit ungedrosseltem Tempo an einem Radfahrer vorbeirasen oder als Autofahrer den Motorradfahrer partout nicht vorbeizulassen, weil man ihm das Schnellersein nicht gönnt.
Und schließlich ist ja auch bekannt, dass auch beim Helfer ein paar Glückshiormone ausgeschüttet werden.
Übrigens hätte ein so denkender Traxler-Mann auf der Toilette natürlich den Zeichenstift in der Tasche gelassen.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte, Lokalredaktion