Ein ausgefallenes Solobild, zudem noch teilweise freigestellt und aus seinen eigenen zwei Spalten ein wenig herausragend – so präsentierte sich die Seite 1 vom 17. Juli 2013. Schlagzeilenthema wie so oft in diesem Jahr: die NSA-Affäre, hier mal mit einem ganz anderen Dreh.
302 gedruckte Ausgaben produzierte die Redaktion des Mindener Tageblatts im vergangenen Jahr, 303 werden es aller Voraussicht nach im Jahr 2014 werden. Besondere Aufmerksamkeit der Zeitungsmacher gilt Tag für Tag der Titelseite, unserem Schaufenster.
Welches ist das wichtigste Thema? Haben wir eventuell sogar etwas Lokales als „Aufmacher“ für die Seite 1? Mit welchem Foto zu welchem Thema gestalten wir die Titeloptik – und wie? Solo oder als zum Aufmacher gehörig? Muss eigens ein Foto oder eine Infografik angefertigt werden? Was eignet sich für den „bunten Aufsetzer“? Welche Meldungen gehören auf die „Eins“? Welche Themen müssen in den Titelkopf-Anrissen berücksichtigt werden, welche in den Hinweisen der „Heute“-Spalte? Nicht zuletzt: Was gibt es für die Rubrik „Da war noch…“?
Gezeichnete Portraits der Kanzleramts-Duellanten Merkel und Steinbrück vor einer Grafik mit dem Ergebnis der MT-Wahlwette illustrierten den Aufmachertext zur Ausgabe 21. September 2013 am Vortag der Bundestagswahl . Bei der Wette lagen die Teilnehmer des Online-Tools übrigens ziemlich daneben – und befanden sich damit in bester Gesellschaft der professionellen Umfrageinstitute.
Fragen über Fragen, die jeden Tag aufs Neue beantwortet werden müssen. Was manchmal nicht schwierig ist, weil sich bestimmte Themen oder Bilder aufdrängen. Was an anderen Tagen aber durchaus kompliziert sein kann und eines umfangreicheren kreativen Prozesses bedarf. Teamwork ist es immer, auch wenn der Chefredakteur im Zweifel das letzte Wort hat. Manchmal steht am Ende sogar ein ausgefallenes Ergebnis wie zuletzt an Weihnachten und Silvester, als jeweils der traditionsreiche Titel-Schriftzug selbst zum Teil der Gestaltung wurde.
Schon in der morgendlichen Themen- und Planungskonferenz aller Ressorts im Newsroom um 10 Uhr wird darüber diskutiert. In der Nachmittagskonferenz geht es bei der Blattabnahme (beziehungsweise der Besprechung dessen, was bis zu diesem Zeitpunkt übersehbar ist) dann in großer Runde manchmal hoch her, wenn ausführlich über die Gestaltung der Optik und die Formulierung der Schlagzeile sowie der übrigen Überschriften gesprochen und nicht selten auch gestritten wird.
Die Ortsmarke „Minden/Metropolis“ wollten wir immer schon mal machen können. Am 18. April 2013 war es swoeit, denn da konnten wir den 75. Geburtstag Supermans würdigen – in seiner Zivilexistenz als Zeitungsreporter Clark Kent immerhin eine gewisse Art Kollege.
Das Ergebnis dieser Arbeit steckt am nächsten Tag in den Briefkästen der Abonnenten, liegt in den Regalen und auf den Theken der Einzelverkaufsstellen – und ist im Netz präsent. Nicht nur bei den Beziehern der digitalen Version (ePaper), die sich das Abbild der gedruckten Zeitung auf ihren PC-, Laptop- oder Tablet-Monitor holen können, sondern auch frei im Netz. MT-Online zeigt täglich ein vergrößerbares Bild der aktuellen gedruckten Titelseite auf der Startseite des Online-Dienstes und verbreitet es zusätzlich über seinen Kanal @MT_Online im Kurznachrichtendienst „Twitter“.
Seit Mitte Februar 2013 gibt es auch ein „Titelseiten-Tagebuch“ im Redaktions-Blog „MT Intern“. Nach Monaten geordnet, werden hier die Titelseiten aufbewahrt. Die unter dem jeweiligen Erscheinungsdatum gezeigten Kleinansichten sind auf Mausklick vergrößerbar. In der Zusammenschau ergeben sie ein buntes Panorama all der Themen und Ereignisse, die das Zeitungsjahr bestimmt haben – und der Arbeit der Redaktion, die diesen Themen und Ereignissen Gestalt auf einer Zeitungsseite gegeben hat. Ein virtuelles zeitgeschichtliches Museum sozusagen. Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Geschichtsinteressierte.
Autor: Christoph Pepper, Chefredakteur
Link: Das Titelseiten-Tagebuch des Mindener Tageblatts