Zwischen Badewanne und Bonanza / Und bitte die Cocktailkirsche nicht vergessen
Es gibt eine sehr schnelle und eine weniger schnelle Variante. Bei der sehr schnellen Variante kommt die getoastete und mit Margarine bestrichene Toastbrotschnitte – belegt mit Dosen-Ananas, Kochschinken und Scheiblettenkäse – für satte 30 Sekunden in die Mikrowelle: Pling!
Dann kommt die Cocktailkirsche drauf und fertig ist mein Hawaii-Toast. Das alles hat zwar jetzt nichts mit Hawaii zu tun, ist dafür aber ziemlich lecker. Mahlzeit!
Die weniger schnelle Variante macht natürlich im Entstehungsprozess noch mehr Spaß – und seien wir doch mal ehrlich: Wer hatte in den Siebzigerjahren schon eine Mikrowelle? Wir jedenfalls nicht. Da wurde noch richtig der Herd genutzt, unter anderem – wenn auch nicht allzu oft – für Haiwaii-Toast. Ich habe diese Köstlichkeit jedenfalls immer geliebt und halte die Hawaii-Pizza, die ich mir in Ermangelung des Originals regelmäßig beim Pizza-Dienst bestelle, für einen eher müden Abklatsch.
Hellwach war ich, als meine Mutter mich in den frühen Siebzigerjahren nach Speisewünschen befragte. Und die waren eher nicht nach ihrem Geschmack: Spaghetti mit Ketchup haben alle Kinder geliebt, Currywurst mit Pommes rot weiß (heute „Schranke“) ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber eben auch Toast Hawaii. Der Wunsch wurde nur selten erfüllt, nie mittags nach der Schule, da gab es „was Richtiges“, höchstens mal abends oder samstags zwischen Badewanne und Bonanza. Aber so ist das eben: Was du nur selten bekommst, behält den Hauch des Besonderen.
Und irgendwie waren sie ja auch selbst schuld: Hatten sie sich nicht auch noch von Clemens Wilmenrod beeinflussen lassen, Deutschlands erstem Fernsehkoch und „Uropa“ von Jamie Oliver, Tim Mälzer und Co.? Er brachte den an Braten und Bratkartoffeln gewöhnten Geschmacksnerven hierzulande den Duft der großen weiten Welt bei – und Hawaii war und ist ja bekanntlich ziemlich weit weg. Und ob auf Hawaii irgendeiner den Hawaii-Toast kennt, ist genau so wenig relevant wie die Frage, ob es wirklich kein Bier auf Haiwaii gibt, wie Paulchen Kuhn meint.
Fest steht: Ich habe mich nach Zubereitung des Toasts durch die liebe Mutter vor den Backofen gesetzt. Und dann dieser Duft, der unvergleichliche Moment, in dem der weiche Scheiblettenkäse noch weicher wird, eine überwältigende Symbiose mit Schinken und Ananas eingeht und dann selbst wie eine Ananas aussieht, nur eben viel schöner. „Gepimpt“, würden die Kids heute sagen.
Ich pimpe den Toast dann selbst noch mit der Cocktailkirsche, die wirklich erst jetzt in der Mitte (wo die Ananas das Loch gelassen hat) eingelocht wird. Und dann sag ich nur noch „Aloha“, schließe die Augen, genieße und grinse.
Toast Hawaii
Zutaten für vier Personen: Vier Messerspitzen Margarine, vier Scheiben Ananas aus der Dose, vier Scheiben Toastbrot, zwei Scheiben Schinken (gekocht), zwei Scheiben Scheiblettenkäse (mit Chester) Cocktailkirschen.
Zutaten für vier Personen: Vier Messerspitzen Margarine, vier Scheiben Ananas aus der Dose, vier Scheiben Toastbrot, zwei Scheiben Schinken (gekocht), zwei Scheiben Scheiblettenkäse (mit Chester) Cocktailkirschen.
Die Scheiben toasten oder kurz antoasten, anschließend mit Margarine beschmieren. Dann jeweils eine halbe Scheibe Kochschinken drauf, die Ananasscheibe und schließlich den Scheiblettenkäse. All das kommt auf das mit Backpapier ausgelegte Gitter in den auf 180 Grad vorgeheizten Ofen. Nach etwa sechs Minuten ist der Hawaii-Toast fertig. Rausnehmen, Cocktailkirsche drauf und kurz abkühlen lassen.
Übrigens: Vegetarier lassen einfach den Kochschinken weg. Schmeckt auch. Irgendwie.
Von Oliver Plöger