Das Mindener Tageblatt muss sich von – aus welchem Grund auch immer – verärgerten Lesern gelegentlich vorhalten lassen, als „Monopolzeitung“ seine Qualität zu vernachlässigen oder seine publizistische Stellung zu missbrauchen. Nun ist das MT in seinem Verbreitungsgebiet auch nach dem Rückzug der früheren Wettbewerber „Neue Westfälische“ und „Westfalen-Blatt“ längst nicht alleiniger Versorger mit lokaler Information. Auch hat es seine redaktionellen Anstrengungen, nicht nur auf gedrucktem Papier, seither sogar kontinuierlich verstärkt statt abgeschwächt und kräftig in die Redaktion sowie in die Verlagstechnik investiert. Die Alleinstellung empfinde man weniger als Befreiung denn als Verpflichtung und zusätzliche publizistische Verantwortung für eine angemessene journalistische Versorgung der Region, unterstreicht die Chefredaktion. Der man mit „täglich einer guten Zeitung“ gerecht zu werden versuche.

Sind Wettbewerbszeitungen besser als Alleinversorger? Eine Studie der Uni Münster stellt jetzt ein altes Vorurteil in Frage. Foto: Otto
Über eine interessante Zeitungsstudie berichtet in diesem Zusammenhang der Evangelische Pressedienst (epd). Regionalzeitungen mit Monopolstellung schneiden laut einer von Münsteraner Kommunikations- wissenschaftlern angestellten Unter- suchung qualitativ oft besser ab als Zeitungen, die sich die Leserschaft mit einem Konkurrenz- blatt teilen müssen. Hier der weitere EPD-Text im Wortlaut:
„Was Akteursvielfalt, Themenvielfalt, Politisierung und Anti-Provinzialismus angehe, stünden vielfach die Monopolblätter, die als einzige Zeitung in ihrem Kreis erscheinen, besser da, sagte der Kommunikationswissenschaftler Frank Marcinowski von der Universität Münster am Montag.
Der Wissenschaftler untersuchte mit Studierenden über den Erscheinungszeitraum von einer Woche insgesamt 66 deutsche Regionalzeitungen, davon 32 in Monopolstellung und 34 mit einer Konkurrenzzeitung im Erscheinungsgebiet. Die Studie wird am 28. und 29. Juni in Berlin beim Lokalzeitungskongress vorgestellt.
„Je weniger Wettbewerb, desto besser die Qualität“
Die verbreitete und auf viele Branchen zutreffende Aussage, Konkurrenz belebe das Geschäft, gelte nicht unbedingt für Zeitungen, erklärte Marcinowski. Mit Blick auf die Zahl von „O-Ton-Gebern“, Themenvielfalt, Vielfalt der Orte, ausgewogene Parteiberichterstattung sowie auf Eigenständigkeit der Beiträge und Transparenz der Quellen habe sich gezeigt: „Je weniger intensiv der Wettbewerb, desto besser schnitten die Zeitungen ab.“
Ein Erklärungsansatz seien die Finanzen, sagte der Kommunikationswissenschaftler. Ein Monopolist könne seine Redaktion besser stellen als eine Konkurrenzzeitung, die sich die verkaufte Auflage mit einer anderen Zeitung teilen müsse. Das Postulat der neoliberalen Wirtschaftstheorie, Produzenten bemühten sich bei Konkurrenz darum, das bestmögliche Produkt zum bestmöglichen Preis anzubieten, funktioniere nur dann, wenn die Leser tatsächlich Qualität nachfragten, erklärte Marcinowski. Doch journalistischen Produkten könne man, anders als bei einem Auto, ihre Qualität nicht direkt ansehen.
Auch der „Spielraum für Qualitätsjournalismus“ sei unter Monopolbedingungen offenbar eher vorhanden. Das funktioniere allerdings nur, wenn die Verlage mitspielten und sich wenig in redaktionelle Belange einmischten, sagte der Wissenschaftler. (epd)“
Ob und wie weit die Aussagen der Münsteraner Studie auch für das heimische Verbreitungsgebiet Aussagekraft haben, kann erst nach entsprechender Prüfung der Details beantwortet werden. Noch ist die Studie öffentlich nicht zugänglich, daher können auch keine Aussagen zu ihrer Vorgehensweise oder etwa zu ihrer spezifischen Definition von Qualität getrfofen werden. Der MT-Blog wird das Thema in jedem Fall im Auge behalten.






