Marcus Riechmann: „Ob ich als Privatmann ähnlich viel von den Winterspielen im Fernsehen gesehen hätte? Wahrscheinlich nicht. Doch dank der beruflichen Verpflichtung waren die Wettbewerbe in Kanada auf der Mattscheibe 17 Tage lang ein ständiger Begleiter – meist nur aus dem Augenwinkel, manchmal mitfiebernd gemeinsam mit den Kollegen, immer die noch offenen Seiten im Kopf. Aber dann nach Dienstschluss zu Hause auch ganz entspannt – erst recht beim Curling. Die Spiele waren gespickt mit großartigen Leistungen und noch größeren Emotionen. Persönliche Höhepunkte zu benennen, fällt schwer. Aber weil die Highlights zur Natur dieser Kolumne gehören, seien drei große Momente genannt: Die Silbermedaille für Langläufer Tobias Angerer und die ausgelassene Freude seines sechstplatzierten Teamkollegen Jens Filbrich, das phänomenale Eishockey-Spiel zwischen Kanada und Russland sowie die großartige Leistung der deutschen Eisschnellläuferinnen in der Teamverfolgung mit der verzweifelt ins Ziel rutschenden und auf das Eis trommelnden Anni Friesinger.“
Thomas Kühlmann: „Olympia-Zeit ist für mich Fernseh-Zeit – besonders bei der Wintervariante des Spektakels. Gerade bei den Kollegen mit deren Vorlieben für Handball und Fußball wurde man daher des Öfteren teils mit Kopfschütteln, teils mit Bewunderung begrüßt, als man am Nachmittag motiviert das Büro betrat und enthusiastisch nachfragte, wer denn auch eine der spanndenden und spektakulären Entscheidungen zu nachtschlafender Zeit mitverfolgt habe. Ob Eiskunstlauf mit dem unerfüllten Goldtraum des deutschen Paares Savtschenko/Szolkowy und der nicht minder pikanten Folgegeschichte um den pöbelnden Trainer Ingo Steuer oder die Triumph- und Sturzfahrten im Eiskanal von Whistler: Den netten Mitarbeitern kam es bisweilen gar nicht ungelegen, dass der nicht-schlafende „Nacht-Olympionike“ als hautnaher Betrachter seine Eindrücke der breiten Leserschaft dann in Kommentarform wertend vermittelte. Einen Geniestreich wie den Anni Friesinger-Postmas aber auch mal gemeinsam mit der Ehefrau vor dem TV zu verfolgen, war mein persönlicher Olympiasieg.
Sebastian Külbel: „Ein paar Tage macht das olympische Treiben im TV Spaß, fiebert man Wettkämpfen entgegen, bleibt man auch schon mal länger als geplant auf. Wenn einen dann aber nach dem Spätdienst stets eine Curling-Übertragung zum heimischen Nachtmahl begrüßt, werden die Winterspiele schon einmal nervig. Schrubbende Norweger in karierten Hosen, Skifahrten bei Regen und Nebel oder Frauen-Eishockey mit 13:0-Siegen von Profis gegen bedauernswerte Amateure sind irgendwie nicht das, was an Winterspielen reizvoll oder gar unterhaltsam ist. Andererseits sind da ja auch noch die deutschen Medaillensammler, deren Wettbewerbe man trotz der lästigen TV-Übersteigerungen (Lena! Maria! Anni!) mitfiebernd verfolgt. Und dann gibt es eben auch mal Gänsehaut, wenn Maria Riesch nach ihrem Slalom-Sieg überwältigt zu Boden sinkt, Anni Friesinger erst heult und dann jubelt oder Andre Langes Stimmung wegen einer Silbermedaille explodiert. Diese Momente sind mehr wert als die alberne Medaillenzählerei.