Weltuntergang dürfte das Wort des Jahres 2012 werden. Vorausgesetzt er findet nicht statt. Sonst …
Am 21. Dezember dieses Jahres soll nach längst wissenschaftlich widerlegten Maja-Kalenderdeutern das Großereignis stattfinden. Das einzige, von dem es sich für die Medien nicht lohnt, ihre Reporter direkt vor Ort zu schicken („Wir schalten nun um zu Anna Schräder, die live vom Weltuntergang berichtet. Anna, wie ist die Lage wenige Minuten nach dem Ereignis?“). Auch wenig ergiebig ist eine Straßenumfrage („Wie haben Sie den Weltuntergang verspürt?“). Expertenmeinungen können wie üblich nur eine grobe Einschätzung der Lage geben, denn in der Realität sieht die Wirklichkeit ja meistens ganz anders aus, wie uns Elmar Tevessen, ZDF-Experte für alles, und seine Kollegen immer wieder mit bedeutungsvoller Miene via Bildschirm erklären („Es ist damit zu rechnen, dass das der bislang größte Weltuntergang in der Geschichte der Menschheit war“). Auch Politikeräußerungen sind bekanntlich nicht erkenntnisreich („Wir haben im Gegensatz zur SPD mit ihrer Forderung nach einem steuerfinanzierten Fond für Weltuntergangsopfer schon immer gesagt, dass es mit einem nationalen Verbot des Weltuntergangs nicht getan ist, sondern das Problem zumindest europäisch angegangen werden muss“).
Für mich als Medienschaffenden, besser als In-Medien-Schaffenden, steht im Gegensatz zu vielen Von-den-Medien-Geschafften fest, dass es keinen Weltuntergang gibt. 1. Weil es kein Ereignis gibt, und sei es noch so nebensächlich und unwichtig, über das man nicht eine große Berichtkampagne machen könnte, der sich auf allen analogen und digitalen Kanälen auch die nicht entziehen können, die Besseres zu tun haben.
2. Weil bisher alle Weltuntergangsprognosen gründlich daneben gegangen sind. Ähnlich wie die Wirtschaftsweisen (oder schreibt man die -waisen?) mit ihren zuverlässigen jährlichen Fehl-Prognosen.
Ich hatte als fast noch in Trizonesien (amerikanische, britische und französische Besatzungszonen) Aufgewachsener immer die kindliche Vorfreude auf den 30. Mai. Einem Karnevalsschlager zufolge soll da die Welt untergehen, „wir leben nicht mehr lang“.
Ja, Leute, so muss man die Sache angehen. Wenn das Unvermeidliche sowie- so kommt, dann ein richtiger Abgang. Und wenn nicht? Warten auf die nächste Prognose. Denn eines ist so sicher wie der Urknall: Der Weltuntergang kommt- bloß wann? Auch wenn Zara Leander den kriegsgebeutelten Deutschen die Durchhalteparole vorgesungen hat: „Davon geht die Welt nicht unter.“
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte, Lokalredaktion