DPA-Korrespondent Michael Fischer nutzt einen Bundeswehr-Hubschrauberflug nach Kundus, um einen Bericht zu verfassen. DPA-Foto: Maurizio Gambarini
Nachrichten – von morgens bis abends strömen sie auf uns ein. Manche beeinflussen unser Leben ganz unmittelbar. Über ihre Qualität machen wir uns in der Regel keine Gedanken. Jedenfalls dann, wenn wir sie aus seriöser Quelle erfahren: zum Beispiel aus der Heimatzeitung.
Die bürgt schließlich im Zweifel nicht nur rechtlich, sondern letztlich auch bei Strafe des Glaubwürdigkeitsverlustes – und damit ihrer Existenzgrundlage – dafür, dass stimmt, was drin steht. Das kann sie für die von ihr verbreiteten Informationen aus der heimischen Region in der Regel getrost tun, weil ihre eigene Redaktion sie selbst beschafft, prüft, be- und verarbeitet. Für Nachrichten über das Weltgeschehen jenseits des eigenen Aktionsradius ist sie jedoch auf zuverlässige Lieferanten angewiesen. Und wer könnte zuverlässiger sein als ein eigenes Tochterunternehmen?
So etwa werden die Gründerväter der Deutschen Presse-Agentur gedacht haben, als sie 1949 – eingedenk auch jüngster Erfahrungen mit gelenkter Informationspolitik – die DPA als Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Nachrichtenmedien aus der Taufe hoben und so bewusst einen Gegenentwurf zu staatlich gelenkten oder privaten Finanzinteressen verpflichteten Nachrichtenlieferanten schufen.
188 Medienunternehmen als Gemeineigentümer
188 Medienunternehmen – Zeitungen, andere Verlagsunternehmen sowie öffentlich-rechtliche und private Rundfunksender – sind heute Gesellschafter der DPA, seit den frühen 50-er Jahren auch das Mindener Tageblatt. Kein Miteigentümer darf mehr als 1,5 Prozent der Anteile halten, Bündelungen sind nicht zulässig. De facto ist die DPA eine Genossenschaft – eine Nachrichten-Genossenschaft, sozusagen.
Um dem Verkehrschaos zu entgehen, fährt Japan-Korrespondent Lars Nicolaysen im März 2011 mit dem Motorrad zu den zerstörten Atommeilern. Den ersten Bericht schickt er via Satellit. DPA-Foto: Hannibal Hanschke
Mehr als 1000 feste und freie Wortjournalisten berichten weltweit für sie – aus dem Presseraum des Weißen Hauses in Washington ebenso wie aus dem Bundeswehrhubschrauber auf dem Weg nach Kundus, der Atomkatastrophen-Region Fukushima. Oder vom Münchener Dackeltreffen.
In mehr als 100 Ländern unterhält die seit 2010 von Chefredakteur Wolfgang Büchner geleitete Redaktion der Agentur Präsenzen. Als deutsches Nachrichtenunternehmen ist sie natürlich in ihrem Heimatland besonders aktiv. Hier betreibt sie rund 60 Büros, bestückt zusätzlich zum Basisdienst zusätzlich 12 Landesdienste mit Informationen und Inhalten. Die MT-Redaktion verfolgt wegen der besonderen geografischen Lage ihres Verbreitungsgebietes gleich zwei davon: den Dienst für Nordrhein-Westfalen (Kürzel: lnw) sowie den für Niedersachsen/Bremen (Kürzel: lni).
Im Multimedia-Zeitalter umfasst das Angebot der Agentur längst mehr als Text- und Bilddienste. Interaktive Grafiken gehören ebenso zum Lieferumfang wie Videos oder Audio-Dienste, automatisierte Meldungslinien für Internetseiten oder Spezialangebote wie ein Dienst für Verbraucherthemen von Autos bis Reisen. Von nahezu all diesen Angeboten macht auch das Mindener Tageblatt Gebrauch. Selbst einen eigenen Nachrichtendienst für Kinder gibt es, der die harten Nachrichten des Tages in kindgerechte Sprache und Illustrationen umsetzt. Wie viele andere Zeitungen nutzt ihn auch das MT – nicht nur für seine tägliche „Kinder aktuell“-Rubrik, sondern auch für die samstägliche Kinderseite und das monatliche „Kinder-MT“.
Einer der härtesten Nachrichtenmärkte
Das von Geschäftsführer Michael Segbers gesteuerte Unternehmen mit Sitz in Hamburg machte mit 686 Mitarbeitern im Jahr 2011 einen Umsatz von rund 82 Millionen Euro und erwirtschaftete einen Überschuss von 647000 Euro nach Steuern.
Was nicht selbstverständlich ist: Deutschland ist mit mehreren weiteren hier ebenfalls aktiven großen Agenturen wie Reuters, AFP, DAPD sowie zahlreichen kleineren Spezialanbietern einer der am härtesten umkämpften Nachrichtenmärkte der Welt. 95 Prozent der hier veröffentlichten Zeitungen verlassen sich gleichwohl zunächst einmal auf die einschlägige DPA-Qualität; neben Medien zählen zudem Unternehmen, Behörden, Regierungen und andere Abnehmer zu den Kunden. Und das nicht nur in Deutschland: zum Angebot gehören auch ein englischer, ein spanischer und ein arabischer Dienst.
Hier schlägt das Nachrichtenherz der Agentur: Blick in einen kleinen Abschnitt des 3800 Quadratmeter großen Newsrooms in Berlin. Foto: DPA
Mehr als 220 000 Wörter verbreitet der Basisdienst der Agentur in rund 750 Meldungen pro Tag, dazu kommen die Landesdienste und mehr als 1500 Fotos – in Zeiten durchschnittlichen Nachrichtenaufkommens. Bei Sonderereignissen wie Olympia vervielfachen sich diese Zahlen. Für kleinere Nachrichtenredaktionen wie die des MT bedeutet das trotz aller vorgelagerten Auswahlinstanzen und intelligenter Produktionsplanung hohen Sichtungs-, Selektions- und schließlich Bearbeitungsaufwand, zumal ja auch teils weitere Agenturen, Korrespondenten, Kooperationspartner, externe Quellen und die von der eigenen Redaktion produzierten Themen und Termine im Blick behalten werden wollen.
Gesteuert wird der DPA-Nachrichtenfluss in der Berliner Redaktionszentrale an der Markgrafenstraße, wo die Agentur vor zwei Jahren auf 3800 Quadratmetern einen modernen, multimedial organisierten Newsroom bezogen hat. Zusätzlich produzieren sieben regionale Newsdesks die insgesamt zwölf deutschen Landesdienste.
Die Zusammenarbeit mit den Medien ist dabei längst mehr als ein Lieferanten-Abnehmer-Verhältnis. Über Satellit und Internet verbundene Redaktionssysteme bilden die technische Basis für eine vor allem in Planung und Organisation immer enger werdende journalistische Zusammenarbeit. In der steht auch die MT-Redaktion über eine eigene interne Online-Plattform in permanentem direktem Kontakt zu den Agentur-Kollegen, die im Bedarfsfall auch einmal individuelle Wünsche realisieren. MT-Nachrichtenchef Thomas Traue: „Täglich eine gute Zeitung machen zu wollen, wäre für uns ohne den Beitrag der DPA nicht denkbar.“
Autor: Christoph Pepper