Wenn ein Kult-Comic 75 Jahre alt wird, ist das schon eine Zeitungsgeschichte wert. Erst recht gilt das, wenn die Hauptfigur sozusagen Kollege ist. Bekanntermaßen ist Superman in seiner bürgerlichen Tarnexistenz Clark Kent Lokalreporter bei der Zeitung seiner Heimatstadt Metropolis (was uns heute die schöne Ortsmarke „Metropolis/Minden“ ermöglicht hat. Dort tut er das, was Lokalreporter so tun – recherchieren, telefonieren, schreiben, fotografieren, Tipps nachspüren, Sachverhalten auf den Grund gehen, das übliche eben. Wenn er nicht gerade wieder die Welt retten muss.
In 75 Jahren unermüdlichen Dienstes an Lokaljournalismus und Bösenbekämpfung verändert sich diese Welt naturgemäß ein wenig, auch vermeintlich zeitlose Comics brauchen zum Markterfolg Zeitkolorit. So wie Clark Kent früher die Redaktion nie ohne Hut (mit Presseschild am Hutband) und Anzug verließ, seine Reportagen auf der Schreibmaschine klapperte, hingebungsvoll beflirtet von Kollegin Louis Lane, und mit Magnesiumblitz fotografierte, so trägt er heute Kapuzenpulli kombiniert mit Jeans und nutzt selbstverständlich digitale Mobiltechnologie für seine Berufstätigkeit.
Dass er neulich seinen Job bei der Zeitung quittierte, um Blogger zu werden, ist in der Netzwelt von einschlägiger Seite natürlich hämisch kommentiert worden – von wegen „Abschied von der Totholzindustrie“ und so weiter). Wir sagen nur: Abwarten. Im übrigen sehen wir da auch keinen wirklichen Gegensatz: auch Journalisten können bloggen, auch Blogger einem journalistischen Antrieb folgen. Clark Kent, da sind wir sicher, wird seinem Berufsethos treu bleiben. Superman sowieso.
Die DPA-Kollegin Christina Horsten hat Supermans 75. Geburtstag für den Kulturteil gewürdigt, den Text findet man hier: „Gut aussehender Lokalreporter mit Superkräften“ (MT vom 18.4.2013)