Die Einen sprechen von einer Hetzkampagne, für Andere erfüllt das MT die an eine Lokalzeitung gestellte Erwartung. Die Berichterstattung über Probleme im Rettungswesen im Kreis Minden-Lübbecke ruft viele Reaktionen von MT-Lesern hervor – besonders im Internet.
Die Fronten sind klar: Ein Teil der Leser-Kommentatoren auf MT-Online beschwert sich deutlich über die Berichterstattung, andere sehen darin einen normalen Vorgang, den sie von ihrer Zeitung erwarten. Zahlreiche E-Mails und Briefe zum Thema erreichten die Redaktion. Namentlich bekannte, aber auch anonyme Leser meldeten sich, um eigene Erfahrungen wiederzugeben. Einige von ihnen gaben sich als Feuerwehrleute zu erkennen. Die Redaktion bündelte die Informationen und bat den Kreis um eine Stellungnahme.
Doch diese Vorgehensweise kam nicht bei allen Leser-Kommentatoren gut an: „MT macht öffentlich Jagd auf Mitarbeiter der Rettungsdienste“, schreibt zum Beispiel LeserKommentator „Mühlenkreisler“. Die Informanten mit teilweise enormen Detailkenntnissen werden von Leser-Kommentator „bermbeck“ als Denunzianten bezeichnet.
In mehreren Kommentaren wird dem MT vorgeworfen, es verhalte sich wie eine Boulevardzeitung – zum Beispiel im Kommentar von MT-Online-Leser „Schnake“: „Es ist mir recht unverständlich, warum das MT hier auf Kosten von sehr hart und rund um die Uhr zum Wohle aller Mindener arbeitender Menschen das Sommerloch zu füllen versucht.“
In mehreren Kommentaren erklären Nutzer, es sei zwar ein Fehler auf der Leitstelle geschehen, aber das sei menschlich – beim MT komme es schließlich auch zu Fehlern.
In anderen Kommentaren wird das Vorgehen der Redaktion als angemessen angesehen. Facebook-Nutzer „Karl-Alfred“, schreibt: „Wenn es ein Problem gibt und Informationen vorliegen, dann ist es gut, dass das Thema öffentlich gemacht wird.“ MT-Online-Kommentator „MTleser“ bemerkt: „Also wenn sich sogar Feuerwehrleute beschweren, könnte da ja sogar was dran sein an der Geschichte.“
Ebenfalls auf MT-Online schreibt „Falnar“ zur harschen Kritik an der Berichterstattung: „Tja, der Überbringer von schlechten Nachrichten wird gehängt.“ Weiter führt er aus: „Ich denke das MT hat genau das gemacht, was ich von einer Lokalzeitung erwarte. Ich finde es bedenklich, dass Mitarbeiter im Rettungswesen sich genötigt fühlen, sich an die Presse zu wenden, weil es anscheinend keinen anderen Weg gibt, damit Fehler gemeldet, analysiert und möglichst abgestellt werden.“
An dieser Stelle möchten wir noch einmal betonen, dass es uns nicht um Kritik an einzelnen Beschäftigten der Leitstelle geht, sondern um die Prüfung, ob Mängel im System zu lebensbedrohlichen Fehlern führen. Das MT wird weiter über das Thema berichten. Bis Redaktionsschluss lag keine weitere Stellungnahme des Kreises zu den am Freitag gestellten Fragen vor.
Von Jan Henning Rogge, Lokalredaktion