Es gibt immer Gründe, sich über etwas zu freuen. Optimisten jedoch werden nie die positiven Überraschungen erleben, die nur Pessimisten vergönnt sind. Auch Negatives ist erfreulich – wenn man sich an sie gewöhnt hat.
Ich weiß jetzt nicht warum, aber mir fällt dazu der Öffentliche Personennahverkehr in Minden ein. Natürlich, weil er sich in den vergangenen gut anderthalb Jahren positiv verändert hat. Da ist zum ersten der von der Stadt errichtete neue Busbahnhof, vom Gebäude her viel größer als sein mickriger Vorgänger. Beiden gemeinsam ist, dass sie sicher nicht für einen Schönheitswettbewerb für Busbahnhöfe anzutreten brauchen. Geblieben ist, dass man fürs Warten bei Regen einen Schirm dabei haben muss. Dafür kann das Holz der meisten Sitzbänke nicht austrocknen. Das erzieht wie der abgeschaffte Warteraum zur Pünktlichkeit.
Gewöhnungsbedürftig sind andere Überraschungen. Freundlich-fröhliche Busfahrerworte wie „Schönen guten Morgen“ oder „Auf Wiedersehen und schönen Feierabend“. Wer hat ihnen denn das beigebracht? Gewohnt dagegen das zügige Anfahren just, wenn man keine Hand zum Festhalten freihat.
Hohen Wiedererkennungswert haben auch die im Auftrag fahrenden Oldtimer eines bekannten Subunternehmens. Bewundernswert, wie man so vertraglich vom ÖPNV-Auftraggeber MHV festgelegten Qualitätsstandards tapfer widersteht. Trollifahrern oder Kinderwagenschiebern dürften Freudentränen in die Augen schießen.
Feuchte Augen bekommen ÖPNV-Fans bei der Beobachtung des auf den zentralen Umschlagplatz einfließenden Busmassenverkehrs. Alle halbe Stunde ein Anblick, der nicht nur ihre Herzen höherschlagen lässt. Wie bei einem Modelleisenbahnfan, der per Kreuzung oder Weichenstellung spannende Konfliktszenen in sein Tableau programmiert hat.
Da kommen die Busse von allen Seiten, ihre Fahrspuren kreuzen sich, am nördlichen Pol steigt der Adrenalinspiegel des Busfahrers, der an vor einem haltenden Bus, dessen Heck in die Kehre hineinragt, sehen muss, ob ihm in der engen Kurve nicht ein weiterer Kollege entgegen kommt. Und zur Spannungssteigerung zwischen den kreuzenden Bussen hastende Fahrgäste aus allen Richtungen. Einfach göttlich, einmalig.
Apropos einmalig: ein weiteres Alleinstellungsmerkmal hat dieser einmalige zentrale Busknotenpunkt: er hat keine Uhr! Eine große weithin sichtbare, die anzeigt, ob ich den Bus noch schaffe, wenn ich jetzt renne. Aber daran habe ich mich gewöhnt.
In diesem Sinne ein schönes Wochenende.
Hartmut Nolte, Lokalredaktion