Manchmal hat schlechtes Wetter auch sein Gutes. Zum Beispiel hat es mir diese Woche einen Selber-auf-die-Schulter-Klopfer gegeben in meiner angeborenen Eigenschaft als Automatenhasser. Wobei ich unter Automaten alle Maschinen verstehe, die ohne den Menschen nicht das machen können, was das Leben spannend macht: Fehler.
Umso mehr freut es mich, den Automatenfreaks nachzuweisen, dass nicht der Nutzer, sondern der Konstrukteur bzw. Programmierer eben diesen menschlichen Zug (meist unfreiwillig) gezeigt hat.
Mein Beispiel bezieht sich auf den Busverkehr in Minden, speziell die Linie 13. Die durfte ich nach längerer Pause mal wieder nutzen. Kaum am Ersatz-ZOB abgefahren, ertönte aus dem Lautsprecher die Stationsansage: „Nächste Haltestelle Simönsplatz“. Ja richtig: Simön oder so, jedenfalls nicht Sim-e-on. Und das setzte sich fort, dann kam die Park-straße, Betonung auf -stra, die Ble-ekstraße mit doppelter E-Betonung.
Beim Hohenzollernring, mit Betonung auf der letzten der vier Silben erreichte der Herr mit der künstlichen Stimme die Spitze. Als ob es auch eine Hohenzollernstraße oder einen Hohenzollernweg gäbe, von dem man den -ring unterscheiden müsste. Und so fuhr der Bus gen Dützen.
Südfriedhof (Betonung auf -hof störte mich schon nicht mehr, das wurde zu VMR-Zeiten mit Betonung auf der ersten Silbe auch falsch ausgesprochen.
So etwas Feinfühliges, was Sprechen zur kulturellen Besonderheit macht, kann der Buchstaben-Automat einfach nicht. Was bei Ausländern, am besten bei Franzosen und Italienern noch niedlich und sympathisch klingt, hier wird es zum akustischen Schauer für den Sprachfreund.
Und dann kam der Höhepunkt. Ich hatte schon seit der Haltestelle Bölhorst und Kaufmanns(Betonung auf „manns“)brede darauf gewartet. „Nächste Haltestelle Hermannobbertweg“ Hermannobbert! In eins durchgesprochen!
Als ich das am nächsten Tag meinen Kollegen in diesem Automatenslang vorsprach, hätten Sie deren verständnislose Gesichtsausdrücke sehen sollen. Zum Piepen.
Jetzt wird mir auch vor der Computerzukunft nicht bange. Die sollen ja schon auf akustische Ansprache reagieren („Lautlos im Weltraum“ lässt grüßen) und zwar nicht nur in dieser Rostige-Blechdosen-Computerstimme sondern so wie im Bus fast menschlich.
Aber eins werden die Maschinen offenbar nie perfekt können, was jeder Mensch mit der Muttersprachenmilch einsaugt, bevor er auch nur einen Buchstaben schreiben lernt: die richtige Betonung.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte (Lokalredaktion)