MT-Verleger Sven Thomas und Max Giesdorf, Verleger der Lippischen Landes-Zeitung. Fotos: Alex Lehn
Auf Augenhöhe
Die Verleger von MT und LZ über Kooperationen, Gemeinsamkeiten und die Stärken von Familienunternehmen
Zusammen kommen Lippische Landes-Zeitung und Mindener Tageblatt auf eine rund 425-jährige Geschichte. Mit der Gründung der gemeinsamen Holding B&G Medien GmbH stellen die Familienunternehmen nun die Weichen für die Zukunft.
Kooperationen sind in der Zeitungsbranche üblich. Was ist das Besondere an der Gründung der B&G Medien GmbH und warum ist sie für beide Verlage wichtig?
Max Giesdorf: Mit der Gründung der Holding schließen sich zwei Verlagshäuser aus einer starken Position heraus zusammen, um die Herausforderungen der kommenden Zeit gemeinsam bewältigen zu können. Deutlich häufiger kommt es in der Branche vor, dass sich größere Verlage durch Aufkäufe kleinerer Häuser versuchen, zukunftssicher aufzustellen.
Sven Thomas: Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die die seit Jahrzehnten gelebte freundschaftliche Verbindung unserer beider Familienunternehmen intensiviert.
Die Verlegergeneration um Rainer und Rolf Giesdorf sowie Rainer Thomas hat die enge Zusammenarbeit zwischen LZ und MT schon vor Jahrzehnten initiiert. Sie selbst haben sich jedoch erst einige Jahre später auf einem Workshop kennengelernt.
Max Giesdorf: Genau. Darin ging es interessanterweise um das Thema „Kooperationen in der Zeitungsbranche“.
Sven Thomas: Bei der Veranstaltung wurde aufgezeigt, welche große Relevanz in Zukunft Kooperationen im Tageszeitungsgeschäft haben werden – das setzen wir nun gemeinsam in die Praxis um.
Zwischen Ihnen beiden stimmt die Chemie. Liegt das auch an ähnlichen beruflichen Biografien?
Sven Thomas: Das spielt neben der menschlichen Komponente sicher auch eine Rolle. Bevor wir in die Leitung der elterlichen Verlage eingestiegen sind, haben wir über den sprichwörtlichen Tellerrand geschaut und Erfahrungen in anderen Verlagshäusern gesammelt.
Max Giesdorf: Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre war ich einige Zeit für die Madsack-Gruppe bei verschiedenen Tageszeitungen tätig, unter anderem zwei Jahre als Referent der Geschäftsführung bei der Ostsee-Zeitung in Rostock. 2014 erfolgte der Einstieg in die Verlagsleitung bei der LZ.
Aus diesen Erfahrungen heraus: Was können Familienunternehmen besser als Konzerne?
Sven Thomas: Das größte Kapital eines Familienunternehmens sind seine Mitarbeiter. Außerdem sind die Entscheidungswege in der Regel kürzer als in Konzernen.
Max Giesdorf: Neben flacheren Hierarchien zeichnen sich die meisten familiengeführten Unternehmen durch eine starke Verbundenheit mit der Region aus und stehen für ein hohes Maß an Verbindlichkeit.
Sven Thomas: All dies trifft auch auf die Verlagshäuser Giesdorf und Bruns zu. Mit diesen Werten identifizieren wir uns.
Was schätzen Sie am jeweils anderen?
Max Giesdorf: Vor allem die offene, verbindliche Kommunikation miteinander – wir beide können Dinge frei heraus ansprechen.
Sven Thomas: Dem kann ich nur zustimmen. Hinzu kommen die gegenseitige Wertschätzung und das Vertrauen. All das bildet eine solide Basis für die künftige Zusammenarbeit.
Die neu gegründete Holding geht zum 1. Januar an den Start. Was werden die größten Herausforderungen sein?
Max Giesdorf: Zwischen MT und LZ gibt es zwar viele Gemeinsamkeiten, aber natürlich auch Unterschiede was die Rahmenbedingungen oder Herangehensweisen betrifft. Diese Aspekte gilt es miteinander abzugleichen und so die Exzellenz aus beiden Häusern in möglichst vielen Bereichen herauszuarbeiten und zu bündeln.
Sven Thomas: Hier kommt Carsten Lohmann eine tragende Rolle zu. Er wird die operative Geschäftsführung der neuen Holding übernehmen und gemeinsam mit seinem Führungsteam für eine optimale Verzahnung zwischen Detmold und Minden sorgen.
Gibt es konkrete Themen, die auf der Agenda für die nächsten Monate stehen?
Max Giesdorf: Unter anderem müssen wir gemeinsam Wege finden, mit altersbedingten Abgängen in beiden Verlagen umzugehen und weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.
Sven Thomas: Darüber hinaus werden wir uns natürlich auf unser Kerngeschäft konzentrieren und die Relevanz der lokalen Nachrichten weiter stärken. Zusammengefasst kann man sagen: Jetzt beginnt die Arbeit!