Regionale Erfolgsgeschichten hautnah erleben
„Der Blaue Teppich“ gewährt seit 2012 Einblicke in heimische Unternehmen. Anfang Oktober war die Bruns Druckwelt Gastgeber der MT-Leseraktion.
„Der Blaue Teppich“ ist aus der Coronapause zurück. Nach der Privatbrauerei Barre im Frühjahr öffnete Anfang Oktober die Bruns Druckwelt ihre Türen für einen ausgewählten Besucherkreis. Die Vielzahl an Bewerbungen für die MT-Leseraktion zeigt: Das Interesse, regionale Erfolgsgeschichten hautnah zu erleben, ist ungebrochen. Seit über zehn Jahren rollt das Mindener Tageblatt für seine Leser den „Blauen Teppich“ in heimischen Firmen aus unterschiedlichen Branchen aus. Die Bandbreite reicht von der Lebens- und Genussmittelherstellung bis hin zu Garten- und Landschaftsbauunternehmen. Wie viel Hightech heute hinter der Produktion von Tages- und Wochenzeitungen steckt, erfuhren die Besucher der Bruns Druckwelt. Der Druck von Rotationsprodukten im Rollenoffset-Verfahren ist nach wie vor eine wichtige Säule des 1834 gegründeten und seit 2012 unter dem heutigen Namen firmierenden Unternehmens. Insgesamt werden zwei Tageszeitungen und zehn Wochenzeitungen am Trippeldamm gedruckt. Bevor es für die MT-Leser zum Rundgang durch die Produktionshallen ging, begrüßten die Geschäftsführer der Bruns Druckwelt, MT-Verleger Sven Thomas und Jan Geißelbrecht, die Gäste. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung – selbstverständlich stattete das „Blaue Teppich“-Team die Besucher mit Sicherheitswesten aus – gab Geißelbrecht anhand einer Präsentation einen ersten Einblick in die Historie der Bruns Druckwelt, das Leistungsspektrum sowie in die technischen Details und Prozesse, welche MT, Weserspucker und andere Druckprodukte von der Aufbereitung der Druckdaten über die Erstellung und Belichtung der Druckplatten bis zur Verteilung an die Leserschaft durchlaufen. Derweil stärkten sich die Zuhörer bei Kaffee, Kaltgetränken und Kuchen – und hatten vor allem im Hinblick auf die Logistik einige Fragen.
„Täglich sind rund 250 Zusteller für etwa 330 Zustellbezirke im Einsatz. Die ersten Zusteller beginnen mit der Verteilung um 21.50 Uhr. Daher kann es vorkommen, dass das MT schon am Abend vorher im Briefkasten ist“, beantwortete Jan Geißelbrecht die Frage eines Besuchers nach dem Grund für abweichende Zustellzeiten. Schnell noch einen letzten Schluck Kaffee, dann brach die Gruppe um die Geschäftsführer Sven Thomas und Jan Geißelbrecht zum Rundgang durch die Bruns Druckwelt auf, um die Produktion des Weserspuckers live zu erleben. Über einen Zwischenstopp in der Abteilung Bogenoffset-Druck, wo gerade ein edler Ausstellungskatalog für eine Kunstgalerie entsteht, ging es zunächst ins Papierlager, wo sich riesige Papierrollen bis unter die Hallendecke stapeln. „Das Papier, das wir für den Zeitungsdruck verwenden, stammt aus nachhaltigen Quellen. Es handelt sich dabei zu 100 Prozent um Recyclingpapier, das den FSC- und PEFC-Richtlinien sowie dem ,Blauen Engel‘ im Hinblick auf eine umweltfreundliche Waldbewirtschaftung und nachhaltige Wiederverwendung entspricht“, gab Jan Geißelbrecht Aufschluss über die Herkunft des Papiers.
Überhaupt zeigten die Besucher ein großes Interesse an den Themen Umwelt- und Klimafreundlichkeit – und scheuten sich auch nicht, dem Geschäftsführer hierzu kräftig auf den Zahn zu fühlen. Dieser stand bereitwillig Rede und Antwort und konnte auch die Rolle der Druckindustrie als verantwortungsbewusste, nachhaltig agierende Branche untermauern. „Das Aluminium, aus dem die Druckplatten hergestellt werden, wird nach dem Gebrauch dem Recyclingkreislauf zugeführt. Hierbei handelt es sich keinesfalls um Abfall, sondern um einen wichtigen Rohstoff“, führte er als Beispiel an. Gleiches gelte für die in einer Druckerei unvermeidlichen Papierreste. Im weiteren Verlauf des Rundgangs durften die Gäste in der Rotationshalle einen echten Giganten in Aktion erleben: die Rotationsdruckmaschine „Evolution 371“ des Schweizer Herstellers „WIFAG“. Auf dieser lief während der Betriebsbesichtigung die Produktion der aktuellen Ausgabe des „Weserspuckers“. In rasanter Geschwindigkeit und nahezu vollautomatisch übernimmt die Maschine den Druck, das Schneiden der bedruckten Papierbahnen und das Falzen auf das sogenannte Berliner Format, das die Gäste auch vom gedruckten MT kennen.
Der Großteil der Besucher war schwindelfrei und nutzte daher die Gelegenheit, die Treppe an den Drucktürmen hinaufzusteigen und von oben einen Blick auf die „schwere Technik“ zu werfen. Mit großer Spannung wurde der Wechsel der Papierrollen erwartet. „Der Rollenwechsel ist eine heikle Sache, wenn dabei was schiefgeht, steht die gesamte Produktion still“, bereitete Jan Geißelbrecht seine Gäste auf den Vorgang vor. Glücklicherweise ging dieser dann doch völlig reibungs- und sogar relativ geräuschlos über die Bühne. Was früher noch viele Stunden dauerte, ist heute dank modernster Technik innerhalb kurzer Zeit erledigt. „Die WIFAG-Rotation schafft 42.000 Exemplare pro Stunde und druckt mit einer Geschwindigkeit von rund 9 Metern pro Sekunde“, lieferte er die wichtigsten technischen Eckdaten. Im Zeitungsversand hatten die Besucher die Gelegenheit, den Mitarbeitern bei der Bestückung des „Weserspuckers“ mit Werbebeilagen über die Schulter zu schauen. Auch Sascha Ruland, Leiter Zeitungsversand, nahm sich die Zeit, Fragen zu Technik und Abläufen zu beantworten. Prospekte sind ein wichtiger Werbeträger für den Einzelhandel – und für die meisten Verbraucher Pflichtlektüre vor dem Wocheneinkauf. Darüber waren sich auch die Teilnehmer der Betriebsbesichtigung einig. Rege diskutiert wurde daher die Tatsache, dass eine große Supermarktkette seit Kurzem von gedruckten Prospekten absieht und stattdessen ausschließlich auf die digitale Verbreitung ihrer Angebote setzt. „Welche Auswirkungen das auf den Umsatz hat, bleibt abzuwarten“, kommentierte Jan Geißelbrecht die Entscheidung des Lebensmittelkonzerns.
Die positiven Effekte auf Umwelt und Klima blieben jedoch überschaubar. „Laut Umweltbundesamt nehmen Druck-Erzeugnisse weniger als ein Prozent am CO2-Fußabdruck pro Person in Deutschland ein“, unterstrich er. Eine kurze Stippvisite in der Packerei, wo die fertig gepackten Zeitungspakete auf die Verteilung durch das Zustellerteam der Bruns Medienlogistik warteten, dann ging es für die MT-Leser zurück in die Kantine der Bruns Druckwelt, wo sich Geschäftsführer Jan Geißelbrecht von seinen Gästen verabschiedete. „Ein ganz toller, informativer Nachmittag“, lautete die einhellige Meinung der Besucher, die zum Abschied noch eine kleine Präsenttüte mit auf den Weg bekamen. Darin enthalten: ein Regenschirm, Parkscheibe und Eiskratzer, Block, Haftnotizzettel, Kugelschreiber und Erfrischungstücher – also ebenso beliebte und nützliche Alltagsbegleiter wie die Tageszeitung. Wer diesen „Blauen Teppich“ verpasst hat, hat ab dem nächstem Jahr Gelegenheit, die Bruns Druckwelt zu besuchen: „Ab 2024 sind wieder Betriebsbesichtigungen für Gruppen geplant“, verrät Jan Geißelbrecht.
Stephanie Klusmann
Der Blaue Teppich
■ „Der Blaue Teppich“ ist eine in regelmäßigen Abständen stattfindende Veranstaltungsreihe des Mindener Tageblatts in Zusammenarbeit mit hiesigen Firmen.
■ Die Vorankündigung der Veranstaltung erfolgt im Mindener Tageblatt. Interessenten melden sich mittels Coupon verbindlich zur Veranstaltung an. Bei mehr Interessenten als Teilnahmeplätzen entscheidet das Los.
■ Die Firmen bekommen durch die Betriebsbesichtigung, aber auch durch die Vor- und Nachberichterstattung im Mindener Tageblatt, eine Plattform, um sich einer breiten Öffentlichkeit positiv zu präsentieren.
■ Das ist vor allem für Firmen interessant, die aus organisatorischen Gründen üblicherweise keine Betriebsführungen machen. Aber auch Unternehmen, die regelmäßig Besucher begrüßen, nutzen diese nachhaltige Form der Öffentlichkeitsarbeit: Viele haben bereits mehrfach den „Blauen Teppich“ ausgerollt.
Fotos: Alex Lehn