Minden (mt). Namen sind Schall und Rauch? Von wegen. Hinter jedem Namen steckt eine Geschichte. Dr. Winfried Breidbach erzählt künftig in der MT-Serie „Was der Name sagt“ diese Geschichten. Die Leser sagen an, welche Namengeschichte erklärt werden soll.
Namenforschung ist ein Spezialgebiet der Sprachwissenschaft, dem Dr. Winfried Breidbach sein wissenschaftliches Leben gewidmet hat. Im MT wird er künftig alle 14 Tage jeweils dienstags Herkunft und Bedeutung eines Familiennamens erklären.
Die Germanen hatten nur einen, meist aus zwei Elementen zusammengesetzten Rufnamen. Im 10. Jahrhundert kam ein neuer Trend auf. „Die alten Namenbegriffe wurden ungebräuchlich: Wörter wie hild (Kampf) und gund (Krieg) wurden nicht mehr verstanden und kamen nur noch in Namen wie Hildegund vor“, sagt Breidbach. Viele germanische Namen starben aus. Dafür verwendete man zunehmend die Namen von „Prominenten“: Rufnamen von Fürsten und Königen wie Otto, Heinrich, Konrad.
Das Christentum setzte sich auch in der Namengebung durch. Namen wie Peter, Paul, Johannes, Jakob, Elisabeth, Maria wurden immer beliebter. In den wachsenden Städten kamen nun häufiger Menschen gleichen Namens zusammen, was eine Unterscheidung nötig machte.
Beinamen kamen etwa gegen Mitte des 11. Jahrhunderts auf, zuerst im Südwesten, weiß Breidbach. Sie wurden zu bestimmten Anlässen, zum Beispiel Grundstückskauf, vergeben und an eine Person gebunden, erklärt der Sprachforscher. Dieser Name wurde dann auch auf Familienmitglieder übertragen und schließlich erblich, und der Familienname war geboren.
Aber Sprache lebt. Auch Namen sind regionalen Einflüssen unterworfen. „Zwischen allen Sprachen und Mundarten gab und gibt es Unterschiede bei der Aussprache und der Bildung von Kurz- und Kosenamen“, sagt Breidbach.
Erst mit der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs am 1. Januar 1900 wurde eine unveränderliche Schreibweise der Familiennamen festgelegt.
Nicht jeder Name, der nach germanischen Wurzeln klingt, muss auch solche haben. Breidbach erklärt das an zwei Beispielen: Der Name Hanke sei einerseits eine Verkürzung des Kosenamens Hannecke, der von Johannes abgeleitet wurde, andererseits kann Hanke zu slawischen Namen wie Hanika, Hanek und Hanko gehören.
Oder der durch Fontane bekannte Familienname Ribbeck könne von einem Ortsnamen im Havelland stammen, aber auch auf die eingedeutschte slawische Berufsbezeichnung Ribak für Fischer zurückgehen.
Slawische Familiennamen wie Grabowski, Zuckowski oder Hugenottennamen wie De Maizière, Sarrazin, die schon seit langer Zeit in Deutschland vorkommen, werden zwar als fremdsprachlich empfunden, sind aber längst integriert. Ebenso wird es sich in einigen Generationen mit türkischen Namen wie Özdemir, Yilmaz, spanischen Namen wie Gomez oder griechischen Namen wie Papadopoulos verhalten.
Alle 14 Tage dienstags wird Dr. Winfried Breidbach im MT Familiennamen und ihre Herkunft erklären. Wer etwas über seinen Namen wissen will, sendet eine Mail an lokales@mt-online.de, Betreff: Namenserie (und der jeweilige Name) oder per Post an Mindener Tageblatt Lokalredaktion – Namenforschung –, Postfach 21 40, 32378 Minden oder per Fax an (05 71) 882-240 Stichwort: Namenforschung. Die Redaktion leitet sie weiter. Die Reihenfolge legen Autor und Redaktion fest. Eine kurze eigene Namensdeutung dabei ist gern gesehen.
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