Klaudia Rösener (l.) und Monique Leopold sind alle 14 Tage für den Hospizkreis tätig. Foto: Stephanie Klusmann
„Wir bekommen mehr zurück, als wir geben“
Monique Leopold und Klaudia Rösener engagieren sich ehrenamtlich beim Hospizkreis Minden e. V. Sie begleiten Sterbende auf ihrem letzten Weg.
Als Klaudia Rösener ihrem Mann von ihrem Vorhaben berichtet, sich als Sterbebegleiterin beim Hospizkreis Minden zu engagieren, lautete seine Reaktion: „Das hältst du keine vier Wochen durch!“ Mittlerweile kann Rösener, die bei der Bruns Medienlogistik arbeitet und nach eigener Aussage, „sehr nah am Wasser gebaut ist“, auf vier Jahre in diesem Ehrenamt zurückblicken. Ihr Fazit: „Ich habe noch nie etwas Wertvolleres gemacht.“ Ähnlich positiv äußert sich Monique Leopold. „Ich bin so dankbar, dass ich das tun darf“, sagt sie.
Der Wunsch, sich ehrenamtlich zu engagieren, führte die Mitarbeiterin des Kundenservicecenters 2018 zum Hospiz Lübbecke. Dort übernahm sie den „Blumendienst“, eine „gästeferne Tätigkeit“, so der Fachausdruck. Denn: „Wir sprechen von Gästen, nicht von Patienten“, unterstreicht sie. Über einen sogenannten „Vorbereitungs- und Ermutigungskurs für ehrenamtlich Mitarbeitende in der Erwachsenenhospizarbeit“ von März bis Juli 2019 kam Monique Leopold zum Hospizkreis Minden. Als Teil eines Teams von rund 70 ehrenamtlichen Sterbebegleitern besucht sie alle 14 Tage für circa zwei Stunden Sterbende und Schwersterkrankte im Hospiz. „Wir übernehmen nicht die Pflege, sondern sind ausschließlich für die psychosoziale Betreuung zuständig“, stellt Monique Leopold klar.
Intensive Vorbereitung
Klaudia Rösener ist ebenfalls für den Hospizkreis Minden tätig, allerdings besucht sie ihre Begleitung zu Hause. Dass sie sich als Sterbegleiterin engagiert, war purer Zufall. „2021 wollte ich bei der MT-Aktion ‚Paket mit Herz‘ mitmachen. Allerdings war ich etwas zu spät, sodass ich kein Paket mehr bekommen habe. Weil ich wusste, dass das Hospiz Minden eine eigene Wunschzettel-Aktion hat, habe ich mich dorthin gewandt“, erzählt sie. „An der Pinnwand habe ich ein Foto von Monique entdeckt und gelesen, dass sie Sterbebegleiterin ist. Daraufhin habe ich den Kontakt gesucht und mich bei ihr über das Ehrenamt informiert“, erinnert sich Klaudia Rösener. Ebenso wie Monique Leopold absolvierte sie den über drei Wochenenden laufenden Vorbereitungskurs sowie 13 Themenabende. „Das war stellenweise sehr intensiv, da wir uns mit unseren eigenen Themen auseinandersetzen mussten“, erinnert sich Klaudia Rösener. „Du musst mit dir selbst im Reinen sein“, ist sie überzeugt.
Wie werde ich Ehrenamtler?
Der Hospizkreis Minden e. V. ist immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen. Einmal im Jahr findet ein 100-stündiger Vorbereitungskurs statt. Dieser umfasst drei Wochenenden sowie 13 Termine zwischen März und Juni.
„Das könnte ich nicht“ ist die häufigste Reaktion von Außenstehenden, wenn Monique Leopold und Klaudia Rösener von ihrem Ehrenamt berichten. „Für die meisten Menschen ist der Tod immer noch ein Tabuthema. Das ist sehr schade“, bedauern die Sterbebegleiterinnen, die der Schweigepflicht unterliegen. Mittlerweile hätten sich Familie und Freunde aber daran gewöhnt, dass sie sich regelmäßig mit einem Thema befassen, um das viele nach Möglichkeit einen großen Bogen machen. „Der Tod gehört nun einmal zum Leben dazu“, sagt Monique Leopold. „Durch die Sterbebegleitung bekommt man zudem eine vollkommen andere Sicht auf viele Dinge und sieht vieles positiver“, pflichtet ihr Klaudia Rösener bei. „Außerdem bekommen wir viel mehr zurück, als wir geben.“
„Qualitätszeit für alle Beteiligten“
Die Besuche im Mindener Hospiz und im Häuslichen werten die beiden Frauen als „Qualitätszeit für alle Beteiligten“. Wie sich die Begleitung gestaltet, hängt von den individuellen Wünschen und Bedürfnissen der Gäste ab. „Wir reden und schweigen gemeinsam, lesen vor oder halten einfach nur die Hand des Gastes“, fasst Monique Leopold zusammen. Dabei komme es immer wieder zu vielen schönen, emotionalen und tiefgreifenden Momenten, auch mit den „Zugehörigen“, wie die Verwandten, Freunde oder Nachbarn genannt werden. „Die Menschen lassen uns in ihr Leben, das erdet und macht mich sehr dankbar“, findet Klaudia Rösener.
Das macht der Hospizkreis Minden e. V.
- Begleitung erwachsener Sterbender, Schwersterkrankter und deren Zugehöriger in privaten Haushalten, Pflegeheimen, im Krankenhaus und stationärem Hospiz
- Trauerarbeit und -gruppen
- Veranstaltungen wie Kunstausstellungen, das Death Café, Vorträge, Kino-Abende
- Letze Hilfe Kurse – Was tun bei schweren Diagnosen
- Kooperationspartner des PAN-Netzwerkes, verbunden mit Palliativärzten, Sanitätshäusern, Physiotherapeuten
- Beratung Patientenverfügung und -vollmacht
- Beratungsdienst zu palliativer Versorgung
- Öffentlichkeitsarbeit
Jede Sterbebegleitung ist individuell. Im Schnitt verbringt ein Gast rund 20 Tage im stationären Hospiz. Manchen Gästen bleibt deutlich weniger Zeit, andere bleiben auch länger. „Es kann also durchaus sein, dass ich einen Gast nur ein einziges Mal besuche“, sagt Monique Leopold. Welcher Ehrenamtliche am besten zu einem Gast passt, ergibt sich oft schon aus den Vorgesprächen. „Die Koordinatoren des Hospizkreises Minden e. V. haben ein sicheres Händchen für die Auswahl der Bezugspersonen“, loben Monique Leopold und Klaudia Rösener.
Für viele Menschen ist der Tod ein Tabuthema. Klaudia Rösener und Monique Leopold haben, wie viele andere Ehrenamtliche des Hospizkreises Minden e. V., durch die Sterbebegleitung eine andere Sicht aufs Leben bekommen. Foto: Patrick Daxenbichler – stock.adobe.com
Regelmäßig treffen sich die Ehrenamtlichen zum gemeinsamen Austausch, alle acht Wochen erhalten sie eine Supervision. Beides sei wichtig für die eigene Selbstfürsorge, erläutert Monique Leopold. „Es kann immer mal vorkommen, dass uns eine Begleitung doch einmal näher geht als üblich. Zum Beispiel, weil die Gäste jünger sind als man selbst oder jemand einfach noch nicht bereit ist, zu gehen“, führt sie weiter aus. Die Unterstützung des Hospizkreises Minden fängt die Ehrenamtlichen auf. Zudem seien Auszeiten von der Sterbebegleitung – zum Beispiel bei einem Trauerfall in der eigenen Familie – jederzeit möglich, unterstreichen Leopold und Rösener. Neben den Treffen, die sich vorwiegend um die ehrenamtliche Tätigkeit drehen, kommen die Sterbebegleiter auch zu anderen Anlässen zusammen. Ein fester Termin ist das Sommerfest. Denn, so sind Monique Leopold und Klaudia Rösener überzeugt: „In unserem Verein wird viel mehr gelacht als geweint.“
Getragen wird die Arbeit des Vereins zu einem großen Teil durch Spenden. Dementsprechend freut sich der Hospizkreis Minden über Unterstützer.
Spenden an den Hospizkreis Minden e. V.
Über die Spendenplattform betterplace.org oder
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IBAN: DE63 4786 0125 0890 1102 00
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