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Eine weniger deutsche Sicht

Juni122024

Inzwischen hat Karyna Shevchuk eine Platz an der Ruhr-Universität Bochum erhalten und lebt auch dort  © Alex Lehn

Die Ukrainerin Karyna Shevchuks hat ein Praktikum beim MT gemacht. Ihr Blick auf Krieg, Flucht und Neuanfang hat der Redaktion eine neue Perspektive eröffnet.

Minden. Als Karyna Shevchuks nach Minden gekommen ist, bestand ihr Gepäck aus einigenBüchern und Medikamenten. Alles andere hatte sie nach Tagen voller Bombardements in ihrem Heimatland Ukraine zurückgelassen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie nach ihrer Flucht in der Stadt an der Weser tatsächlich leben würde. Während ihres Praktikumsbeim Mindener Tageblatt hat sie viel über die Recherche und Berichterstattung bei einer deutschen Tageszeitung gelernt. Gleichzeitig hat sie der Redaktion eine differenzierte Sichtweise auf das Geschehen in ihrem Geburtsland eröffnet und Geschichten erzählt, die sonst vermutlich so nicht geschrieben worden wären.

Karyna Shevchuks lebt mit ihrer Großmutter und ihrem Hund in Obolon, einem nördlichen Bezirk der ukrainischen Hauptstadt. Sie hat ein Stipendium, studiert Journalismus, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit an der örtlichen Universität. Sie ist ehrgeizig und zielstrebig und hat sich vorgenommen, mit 21 ihr Studium abzuschließen und als Journalistin zu arbeiten. Als am 24. Februar 2022 die ersten Bomben Kiew treffen, ist sie 18 Jahre alt. „Als ich die Explosionen gehört habe, konnte ich erst überhaupt nicht einordnen, was da los ist. Dass sich die Ukraine im Krieg befindet, haben meine Familie und ich erst aus den Nachrichten erfahren.“

Für das MT hat sie die Geschichte ihrer Flucht aufgeschrieben. Sie erzählt von Tagen voller Ungewissheit und Angst in Kiew und später im ländlicher gelegenen Swaopetrivske, wo ihr Vater mit seiner Familie lebt und wo täglich Raketen einer nahe gelegenen Flugabwehrbasis über sie hinwegfliegen. „Das Gefühl, wenn die Raketen über unser Haus geflogen sind und wir ihre Druckwellen gespürt haben, lässt sich kaum beschreiben.“ Nach zwei Wochen folgt die Flucht Richtung Deutschland, wo der Bruder ihrer Stiefmutter lebt. Gemeinsam mit dieser und ihrer Halbschwester macht sie sich auf den Weg Richtung Minden. Ihr Vater will sie mit dem Auto zur polnischen Grenze bringen. „Als wir losfahren, reagiert die Flugabwehr plötzlich auf Angriffe. Wir fahren mitten hindurch.“ Sie übernachten zwischendurch bei Freunden, stehen sie immer wieder im Stau. „Es herrschte das pure Chaos: Die Leute waren in Panik und die Straßen überfüllt, überall blockierte Hilfs-Konvois und blockierte Polizei.“ Karyna selbst kann sich nicht daran erinnern, Angst gehabt zu haben. „Ich war wie im Überlebensmodus, nur auf das Ziel konzentriert und darauf, was wir machen mussten, um dort anzukommen.“ An der Grenze verabschiedet sich der Vater von den drei Frauen, er bleibt in der Ukraine.

In Minden angekommen, reagiert die Studentin mit der gleichen Zielstrebigkeit auf die neue Lebenssituation, mit der sie zuvor ihre Karriereplanung angegangen ist, damals, als alles noch normal war. Auch wenn dieses „damals“ zu diesem Zeitpunkt noch keinen Monat her. Sie kümmert mit Hilfe des Stiefonkels um die notwendigen Dokumente und einen Schlafplatz. Sie will keine Zeit verlieren. Binnen weniger Monate erreichte sie B1-Niveau in ihrem Deutsch-Sprachkurs. Das Online-Studium an ihrer alten Hochschule musste sie jedoch abbrechen. „Es hat einfach nicht geklappt, mich parallel auf Studium und Integrationskurs zu konzentrieren.“ An ihrem Traum, Journalistin zu werden, hält sie dennoch fest. „Ich habe mich um Studienplatz in Bochum beworben und in der Zwischenzeit – bevor ich dort hoffentlich mein Studium wieder aufnehmen kann – um einen Praktikumsplatz beim MT.“

„Man muss ehrlich sagen, dass wir wegen der Sprachbarriere zunächst zwiegespalten waren, als wir die Bewerbung erhalten haben“, sagt Chefredakteur Benjamin Piel. „Wenn jemand kein Muttersprachler ist, kostet die Betreuung einfach mehr Zeit. Wir waren nicht sicher, ob wir das leisten können, wollten jedoch helfen, da uns bewusst gewesen ist, dass sich Frau Shevchuks in einer schwierigen Lage befunden hat.“ Bedenken, die im Fall der inzwischen 20-Jährigen unbegründet waren. „Ihre Sprachkenntnisse waren so gut, dass uns ganz auf die Arbeit an ihren Texten konzentrieren konnten, wie diese richtig aufgebaut werden und was es für eine gute Recherche braucht. Das hat sie dann auch alles sehr gut umgesetzt.“

Während ihres sechswöchigen Praktikums hat Shevchuks unter anderem zwei ganzseitige Artikel für die Tageszeitung produziert. Der erste beschäftigte sich mit ihrem Erleben des Kriegsausbruchs und ihrem Neuanfang in Minden. In dem anderen ließ sie vier junge Ukrainer und Ukrainerinnen zu Wort kommen, die erzählten, wie es ihnen seit ihrer Flucht ergangen ist. „Das sind Menschen, an die wir als Redaktion ohne unsere Praktikantin vermutlich nicht herangekommen wären“, so Piel. Er sieht hier ein Problem, dass seiner Meinung nach viele deutsche Medien haben, besonders die, die abseits von Großstädten angesiedelt sind: fehlende Diversität. „Wenn jemand mit einem anderen kulturellen Hintergrund berichtet, dann eröffnet das automatisch neue Perspektive, eine weniger deutsche Sicht.“ Ähnliche Erfahrungen konnte die Redaktion bereits mit Rawan Alkadri machen, ebenfalls eine ehemalige Praktikantin, die ursprünglich aus Syrien stammt. Sie hat über eine irakische Familie berichtet, die in Bärenkämpen einen kleinen Supermarkt eröffnet hat. „Ein Redakteur ohne ihren Hintergrund und ihre Sprachkenntnisse hätte diese Geschichte nicht so erzählen können, wie ihr das gelungen ist.“

Karyna Shevchuks hat ihr Praktikum beim Mindener Tageblatt inzwischen beendet. Sie habe viel gelernt, sagt sie. Es sei nicht immer einfach gewesen. „Gerade weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist und ich eben denke wie eine Ukrainerin.“ Darin habe aber auch für sie ein Mehrwert bestanden. „Das Praktikum hat mir dabei geholfen zu verstehen, wie deutsche Medien arbeiten und welche Inhalte hier interessant sind.“ Das unterscheide sich durchaus von ihrem Heimatland. „Ich habe beispielsweise etwas zur Hundesteuer geschrieben, ein Thema, das bei mir daheim so nicht stattgefunden hätte.“ Auch wenn sie noch nicht weiß, ob sie später tatsächlich für eine Zeitung arbeiten möchte, hat die Zeit beim MT ihren Wunsch,Journalistin zu werden, bestärkt. Darüber freut sich mit Blick auf den Fachkräftemangel auch Benjamin Piel. „Oftmals entstehen aus solchen Praktika Volontärstellen oder es tun sich Möglichkeiten für eine freie Mitarbeit auf.“

Michaela Meier

Krater nach Bomben- und Raketeneinschlägen sind ein alltägliches Bild während des Krieges in der Ukraine. Foto: © privat
Weil um sie herum viele Raketen in die Wohnhäuser einschlugen, musste auch Karyna Shevchuk aus Kiew fliehen. Foto: © privat
Während der Flucht mit dem Auto sah die Familie viele brennende Objekte, wie hier ein Industriegebäude. Foto: © privat

 

Ein Praktikum beim MT

Wer ein Praktikum beim MT machen möchte, solltet mindestens 17 Jahre alt. Das Praktikumsollte mindestens zwei Wochen dauern, möglich sind aber auch vier oder sechs Wochen.

Wer Fragen zum Thema hat, kann sich an Ausbildungsredakteur Thomas Lieske wenden: Telefon: (0571) 882 267 oder Thomas.Lieske@MT.de

 

 

 

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