Von Ursula Koch
Fußball gucken ist gar nicht so einfach: Selbstverständlich steht das erste Spiel der deutschen Frauen auch bei der Kulturredakteurin auf dem Programm, aber an diesem Tag läuft einfach alles anders. Das beginnt damit, dass ich beim Frühstück meinen Mann frage: Was hältst Du davon, wenn wir heute mal eben die Wand im Schlafzimmer tapezieren? Und er sagt: Ja, machen wir. Dabei lösen meine Vorschläge mit „mal eben“ bei ihm sonst höchste Alarmbereitschaft aus.
Aber in diesem Fall handelt es sich ja um eine rechteckige Fläche, keine Nischen, kein Fenster, keine Tür – kann also nicht so lange dauern. Außerdem haben wir eine Vliestapete gekauft, da wird die Wand eingekleistert und die Tapete einfach angedrückt.
Mutig das Bett von der Wand gerückt, die Nachttische daneben müssen ebenfalls weg – Bücher stapeln sich auf beiden Seiten in mehreren Reihen -wo kommen die alle her. Die erste halbe Stunde ist rum. Abdeckplane suchen, die alte Raufaser einweichen, etwas warten, dann mit dem Spachtel dran. Das dauert so seine Zeit.
Gebrauchsanweisung lesen, Kleister anrühren. Der soll mit einer Rolle auf die Wand aufgetragen werden, dann Tapete anlegen – fertig. So weit die Theorie. Der Kleister ist viel zu dünn, es hält nicht. Ist die Bahn wirklich im Lot? Wasserwaage suchen und den alten Quast aus dem Keller holen. Langsam entwickeln wir unsere Technik. Schließlich sitzt auch die siebte Bahn. Aufräumen, , Werkzeug waschen. Fertig.
Wir haben Hunger. Es gibt Rührei, das geht ja schnell. Satt fällt der Blick auf die Uhr: Viertel vor Acht. Mist, verpasst.
Das zweite Spiel der deutschen Mannschaft fand auch ohne mich als Zuschauerin statt. Da spielte die Arbeit dagegen – eine Tanz-Performance vor dem Rathaus.
Es liegt übrigens nicht daran, dass es sich um Frauen-Fußball handelt. Bei der letzten WM der Männer habe ich es zwar einmal rechtzeitig vor den Fernseher geschafft. Da habe ich allerdings das entscheidende Tor auf meiner Liege seelig verschlafen. Fußball und ich, eine schwierige Verbindung. In mir wächst die Erkenntnis: das wird wohl nix.