Großbrand bei Tönsmeier, Großkampftag für Feuerwehren, Polizei, Bundeswehr, Bahner, Verwaltungsmitarbeiter – und natürlich Großkampftag für die Redaktion. Schon am frühen Morgen ist die erste „Letzte Meldung aus der Region“ online – mit einem Leserfoto, das uns Kommentator „Callin“ via Twitpic hat zukommen lassen. Buchstäblich Hunderte werden folgen.
Danach kommt die Redaktion ins Rotieren, vor Ort an der Brandstelle und im Hauptquartier an der Ritterstraße. Recherchen bei Feuerwehr, Polizei, Bahn, Kreisverwaltung, Unternehmen, Brandexperten, Rücksprachen mit Leserinnen und Lesern. Im Halb-, manchmal im Viertelstundentakt werden die gewonnenen Erkenntnisse von Nina Könemann und Stefanie Dullweber online gepostet. Schon am Mittag stehen die ersten Video-Aufnahmen online, geliefert von zwei Lesern.
Erstes Bildmaterial von Lesern vor Ort läuft ein und wird umgehend von Jan-Henning Rogge (der nach der ersten Meldung seinen eigentlich freien Tag in den Wind geschrieben hat und stattdessen in die Redaktion gekommen ist) in Online-Galerien eingestellt. MT-Fotograf Alex Lehn dreht Videomaterial und schießt Fotos an der Brandstelle – doch der Roller-Kurier zurück in die Redaktion, Praktikantin Milena Ramin, blieb mit technischem Defekt liegen. Also sammelt der zur Vorort-Recherche am Bahnhof fahrende stellvertretende Ressortleiter Hartmut Nolte Kurier und Material mit dem Dienstwagen ein. Monika Jäger koordiniert derweil in der Redaktion die Zusammenarbeit, in die frühzeitig auch Karsten Versick, der heutige Nachrichtenführer der Politikredaktion einbezogen wird. Denn schon nach den ersten Bildern und Infos ist klar: das ist der Zeitungsaufmacher für die Seite 1 von Morgen, die Wende im Fall Dominique-Straus-Kahn hin oder her.
Immer mehr Kolleginnen und Kollegen werden einbezogen, die Zeitungsproduktion nimmt ihren Gang mit Themenplanung und -verteilung, Fotosichtung und -entscheidung, Blattplanung. Anzeigen werden von den Seiten 3 und 4 geworfen, um Platz zu schaffen, der ursprüngliche Seiten- und Themenplan wird radikal über den Haufen geworfen, Lokalseiten-Layouter Detlef Stoll muss mehrmals von vorne anfangen.
Die Nachricht vom Großbrand des Abfallentsorgers findet inzwischen in ganz Deutschland Aufmerksamkeit. Nachrichtenagenturen und TV-Sender berichten – und recherchieren auch in der MT-Redaktion.
Währenddessen läuft die Online-Produktion, verstärkt um Christian Stichler und Sophie Mono, auf Volllast. Denn während die Zeitung von Morgen ja noch ein wenig Zeit hat, will der Online-User alles wissen, was wir in Erfahrung bringen können – und zwar sofort. Parallel zu den eingehenden Infos und Bildangeboten entwickelt sich eine intensive Online-Kommentierung. Nicht alles, was dort gepostet wird, ist dem Ernst der Lage angemessen, manche Kommentare müssen von der Redaktion gesperrt werden, andere werden nur aus Dokumentationsgründen stehen gelassen.
Bis zu 1300 Anfragen pro Sekunde verzeichnet der in Chemnitz stehende Server, der auch die Partnerdienste von nw-news.de und lz.de beherbergt, die – in engem Austausch mit mt-online.de – ebenfalls intensiv über die Großschadenslage berichten. Gegen 19 Uhr verzeichnet MT Online nahezu 51.000 Besuche und rund 780.000 Seitenabrufe; hinzu kommen weitere 3200 Besuche und mehr als 13.000 Seitenabrufe auf der Mobilfunk-Plattform – samt und sonders noch nie erreichte Größenordnungen in der Online-Geschichte des Mindener Tageblatts. Um 18 Uhr geht das inzwischen von Jan-Henning Rogge geschnittene und getextete Video online – mit grandiosen Bildern von Alex Lehn.
Um 19 Uhr kommt Nina Könemann von der Pressekonferenz von Kreis und Feuerwehr zurück, informiert die Kollegen von NW-News und schreibt die nächste Online-Aktualisierung. Die Lage ist inzwischen „stabil“, wie die Feuerwehr sagt. Auch in der Redaktion, in der mittlerweile mit Hochdruck an der Zeitungsproduktion gearbeitet wird. Schließlich steht eine umfangreiche Samstagsausgabe vor der Tür, für die schon am Nachmittag der erste und gegen 18 Uhr der zweite Vordruck angelaufen ist. Auf vier Seiten wird das Thema „Großbrand bei Tönsmeier“ morgen behandelt werden – ergänzt um Fotostrecken, Videos, Leserkommentare und weitere Informationen in der Online-Ausgabe. Das wird bis Redaktionsschluss noch eine Menge Arbeit erfordern. Die damit aber keineswegs beendet ist – das Thema wird Lokal-, Online-, Nachrichten- und Wirtschaftsredaktion auch in den kommenden Tagen sicher noch mehr als intensiv beschäftigen.
Autor: Christoph Pepper