Es war alles nur eine Übung!!! Eine Großschadensübung – nicht wie üblich am Reißbrett mit den Strategen im Kreishaus, sondern eine echte! Getestet werden sollte mit dem Brand in Porta gestern nicht, wie man den Auslöser der Katastrophe wirksam bekämpft, sondern wie man mit „Randerscheinungen“ wie totales Verkehrschaos auf Bahn und Straße, so umgeht, dass die Folgen möglichst gering bleiben.
Die Übung ist gelungen, wie Auto- und Bahnfahrer, die im Umkreis von mehreren Kilometern um das Tönsmeier-Gelände unterwegs waren oder da durch wollten, bestätigen. Insofern gelungen, dass man sagen kann: Hier klappt nichts, nur die Tür.
Leider aber ist es keine solche Übung gewesen, sondern bittere Realität. Diese Realität hat gezeigt: Katastrophenübungen, auch wenn sie mit noch so einem unwahrscheinlichen Szenario (Tanklaster geht an Chemiefabrik in Flammen auf, Rettungshubschrauber stürzt in Stromleitung, Bankräuber nutzt Verwirrung etc.) aufwarten, konzentrieren sich nur auf das Geschehen selbst und seine Beherrschung.
Was darüber hinaus für Auswirkungen entstehen, da ist jeder Bürger, jede Organisation, jede Behörde auf sich selbst gestellt, für sich selbst zuständig.
Was interessiert es die Feuerwehr, wenn B 482 und Weserauentunnel gesperrt werden und die Autos sich davor stauen und die Portastraße verstopft ist, ja selbst die unbekanntesten Schleichwege durch Wohnsiedlungen jetzt Durchgangsverkehr aufnehmen müssen?
Was interessiert es die Polizei, wenn der Bahnverkehr eingestellt wird, die Bahn erneut nicht in der Lage ist, einen Plan aus der Schublade zu ziehen: Strecke Minden-Löhne dicht = Busunternehmen xy und yx und zz, Taxizentrale anfordern, Getränke organisieren, DRK benachrichtigen, Service-Personal vor Ort schicken. Kunden ständig auf dem Laufenden halten.
Und was interessiert es mich Autofahrer, ob der Busverkehr rollt. Ich will nach Hause. Jetzt. Ich Autofahrer stehe auch und warte, dass es vorangeht: Und nur weil aus der Nebenstraße, von der er glaubt, dass nur er sie kennt, einer gleich einfädeln will, lasse ich ihn nicht vor. Rechts vor links. Ich warte schon länger.
In einem Ameisenhügel, wenn dort ein Mensch nur auf den Rand tritt, wird sofort ein den ganzen Ameisenstaat betreffendes Katstrophenszenario ausgelöst. Nicht nur an der Stelle, wo der Mensch den Alltag des emsigen Volkes zertreten hat. Vielleicht sollte bei künftigen Katastrophenübungen zu Großschadensereignissen ein Myrmekologe, ein Ameisenkundler, mit am Strategentisch sitzen.
In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Hartmut Nolte (Lokalredaktion)